© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  37/10 10. September 2010

Aufgeschnappt
Und jetzt – das Wetter!
Matthias Bäkermann

Nachrichtenagenturen liefern Informationen über aktuelle Ereignisse als vorgefertigte Meldungen an Massenmedien, die diese gegen ein Entgelt in ihren Zeitungen oder Sendungen verwenden. Die Agenturen sollten so objektiv wie möglich sein und keine politische Färbung haben. Zahlreiche Agenturen bieten auch einen zusätzlichen Dienst an, bei dem man eigene Pressemitteilungen verbreiten kann.

Auch die JUNGE FREIHEIT nutzt dann und wann diesen Service, um auf interessante Gesprächspartner oder Schwerpunktausgaben hinzuweisen. Dem Deutschen Depeschendienst (ddp), genauer dem Zweig „ddp direct GmbH“ in Leipzig, ist vergangene Woche allerdings aufgefallen, daß unsere „Pressemitteilung ‘Sarrazin untertreibt eher, als daß er übertreibt’  kritisch und negativ über dritte Personen, Personengruppen oder Unternehmen berichtet“. Deshalb habe man diese kurzerhand gelöscht und den Zugang zum Portal für die JF gesperrt. Obwohl ddp-„Sales Koordinator“ Benjamin Köhpcke laut Selbstauskunft „leider nicht beurteilen kann, ob die Aussagen der Pressemitteilung tatsächlich stimmen“, hat er sich zu diesem Schritt genötigt gesehen. Für einen Pressevertreter führt er die putzig anmutende Begründung an, daß „negative Berichterstattung über Dritte nicht unseren AGBs und unseren Ansprüchen entspricht“.

Bevor nun die JF auf den Wetterbericht oder gar das Bejubeln von Zentralkomitee-Beschlüssen oder ähnlichem umstellt, warten wir lieber noch ab, ob nicht der ddp diese vielleicht von einem seiner Vorgänger, der DDR-Agentur ADN, nur versehentlich übernommene Allgemeine Geschäftsbedingung doch noch einmal überdenkt.

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