© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  39/10 24. September 2010

Per Jimmie Åkesson sorgt mit seinem Wahlsieg vom Sonntag in Europa für Aufregung
Der Musterknabe
Ansgar Lange

In Deutschland dürfte sein Name noch kaum bekannt sein: Per Jimmie Åkesson heißt der 31jährige Vorsitzende der Schwedendemokraten (SD), denen am Sonntag mit 5,7 Prozent der politische Durchbruch gelungen ist. Im Alter von Neunzehn saß der Politikwissenschaftler bereits im Gemeinderat von Sölvesborg. Zwölf Jahre später führt er die rechtskonservative Partei, die gegen eine Islamisierung des Landes und die Kosten des multikulturellen Gesellschaftsexperiments zu Felde zieht (JF 38/10), nun in den Stockholmer Reichstag (siehe Bericht Seite 7).

Die internationale Presse bezeichnet Åkesson (www.jimmieakesson.se), der angeblich Schwedenkrimis und die Schmöker von Dan Brown schätzt, als das „neue Gesicht des Rechtspopulismus“. In den Augen seiner Kritiker macht ihn aber nicht sein etwas langweiliger Literaturgeschmack verdächtig, sondern sein Erscheinungsbild. Zwar sei er weit entfernt „vom Bild des imposanten Wikinger-Typen, der in Klischees schwedischer Rechtsextremer vorkommt“, räumt Die Presse ein. Tatsächlich erinnert sein bieder-braves Aussehen mit gegeltem Haar, Anzug und Hornbrille eher an einen Sparkassenangestellten als an einen „Rabauken“ vom Schlage Le Pens. Doch dies sei alles nur Fassade, um die „rechtsextremen“ Schwedendemokraten salonfähig zu machen.

Doch wenn Åkesson sagt, „nicht alle Einwanderer sind kriminell, aber natürlich gibt es Verbindungen“, ist das kein Skandal, sondern Zustandsbeschreibung auch eines Landes wie Schweden, wo bereits fast zwanzig Prozent der Bevölkerung ausländische Wurzeln haben. Åkesson gibt weiten Teilen der Gesellschaft also nicht unbedingt ein Gesicht, wohl aber eine Stimme.

Doch gleichgültig, ob man den jungen Politiker, den das Establishment (noch) meidet, als Biedermann oder Brandstifter ansieht: Es ist unzweifelhaft das Verdienst Åkessons, daß er die Schwedendemokraten innerhalb von nur fünf Jahren – 2005 löste er Mikael Jansson als Parteichef ab – in die erste Liga der europäischen Parteien manövriert hat, denen man so gern den Stempel „rechtspopulistisch“ aufdrückt.

Åkessons Äußeres paßt zu seiner Sprache: kontrolliert und maßvoll. Nie äußerte er sich rassistisch. Politprofi ist der junge Mann aber noch nicht. Im Online-Wahlwerbefilm der Schwedendemokraten etwa wirkt er verkrampft, „seine starr auf einen Punkt fixierten Augen deuten darauf hin, daß er seine simplen Positionen vom Teleprompter ablesen muß“, moniert die Financial Times Deutschland, die den Jungspund dennoch zum „Kopf des Tages“ erklärt. Vielleicht resultiert die Häme der Zeitung auch daraus, daß sie in Fragen der Zuwanderung einseitig die vermeintlichen Interessen der Wirtschaft im Blick hat. Wer stets nur die „globale“ Brille auf der Nase hat, wird sich nicht für einen Politiker erwärmen können, der den schwedischen Wohlfahrtsstaat erhalten will und dem im Zweifel die eigenen Rentner wichtiger sind als Burkaträgerinnen.

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