© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  39/10 24. September 2010

„Kinder werden abgeschoben“
Kongreß der AUF-Partei zur Familienpolitik
Lion Edler

Während die Teilnehmer beim „Marsch für das Leben“ gegen Abtreibungen demonstrierten, widmete sich auch die konservative AUF-Partei (Partei für Arbeit, Umwelt und Familie) am vergangenen Wochenende intensiv dem Lebensschutz. In Berlin hatte die Partei zum „Christlichen Politik-Forum“ eingeladen, das sich mit Abtreibung und familienpolitischen Fragen auseinandersetzte.

Als Referentin des Forums trat unter anderem die ehemalige Tagesschau-Sprecherin Eva Herman auf. Die Publizistin war 2007 von der ARD nach einer Kampagne gegen sie wegen Äußerungen zur Familienpolitik entlassen worden und sieht nun angesichts der Debatte um Thilo Sarrazin Parallelen zu ihrem Fall: „Das Buch war noch nicht erschienen, aber alle wußten schon darüber zu schreiben.“ Sarrazin habe einiges gesagt, was stimme, aber auch manches, dem sie sich nicht anschließen könne, wie zum Beispiel die Forderung, alle Kinder in einer Kita unterzubringen, meinte Herman. Mit dem Ausbau von Kita- und Krippenerziehung ging sie hart ins Gericht. Die Krippe diene „einzig und allein dazu, die Kinder abzuschieben, damit die Mütter arbeiten können“, beklagte Herman. Bei vielen Krippen könne man nur noch von der „Aufbewahrung“ von Kindern sprechen.   Auch der AUF-Familienpolitiker Walter Weiblen bezeichnete die Kleinkind-Betreuung als „völligen fachlichen Unsinn“. Weiblen kritisierte die „Fehlentwicklung, daß der Staat eine Stelle besetzt, die eigentlich der Familie und der sozialen Verantwortungsgemeinschaft gehört“. In den Medien konstatierte Weiblein eine stärkere Berichterstattung über das Thema Familie, die jedoch nicht zu mehr Durchblick und Orientierung führe.

Andrang herrschte beim Vortrag der Psychotherapeutin Christa Meves, die eine Kulturrevolution forderte. Diese müsse allerdings friedlich ablaufen. Die Hoffnung, daß es für eine solche Entwicklung noch nicht zu spät ist, hat die 85jährige nicht aufgegeben. Sie appelliert eindringlich: „Aufwachen, um Himmels Willen aufwachen! Nichts
können wir allein von den Politikern erwarten!” Andernfalls drohe „der Schwenk zu einer atheistisch-sozialistischen Einheitsgesellschaft nach dem Vorbild der Sowjetunion“. Für den Buchautor Johannes Grassl, ist für eine Umkehr nicht entscheidend, ob man die Mehrheit stellt: „Interessant finde ich, daß Gott immer einen kleinen Überrest
benutzt, um das große Ganze zu verändern.“

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen