© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  40/10 01. Oktober 2010

Diskussion um die Euro-Zone
Gefahr lauert in Amerika
Max Otte

Am Wochenende fand in Berlin die Konferenz „Der Euro vor dem Zusammenbruch – Wege aus der Gefahr“ (siehe Seite 15) statt, auf der renommierte Euroskeptiker der ersten Stunde wie Wilhelm Hankel, Karl Albrecht Schachtschneider oder Nigel Farage, Chef der britischen United Kingdom Indepence Party (UKIP), sprachen. Im Urteil, daß die Konstruktionsprinzipien dieser Europäischen Union undemokratisch sind und der Euro nicht gut für Europa ist, waren die Referenten einer Meinung. Allerdings wird der Euro realistisch gesehen noch etliche Jahre Bestand haben.

Denn es geht um Macht: Fast die gesamte politische Klasse Europas hat ihr Schicksal mit dem des Euro verbunden. Deswegen werden die Politiker auch mit aller Kraft um den Erhalt des Euro kämpfen. Und sie haben die Konzerne als mächtige Verbündete an ihrer Seite.

Noch etwas: Europa geht es zudem ganz gut. Die US-Wirtschaft, die den wahren Schwachpunkt der Weltwirtschaft darstellt, rutschte im zweiten Quartal in ungesehene Tiefen: Die kombinierte Lücke der Inlandsnachfrage und des Haushaltsdefizits erreichte 20 Prozent. Gleichzeitig liegen die Notenbankzinsen nahe Null, der Haushalt hat Defizite wie in Kriegszeiten! Die US-Politik hat kaum noch Spielraum.

Dagegen geht es Europa – abgesehen von Irland, Spanien, Portugal und Griechenland – eigentlich ganz gut. Die Etatdefizite in der Eurozone liegen im Schnitt bei sechs Prozent. Nicht schön – aber angesichts der Krise vertretbar. Stützen der Wirtschaft sind vor allem Deutschland, Österreich und die Niederlande. Wenn die deutsche Politik den Euro stützt, kann dieser noch eine ganze Weile durchhalten. Wir müssen uns allerdings fragen, ob wir uns das für Europa wünschen.

 

Max Otte ist Professor für Betriebswirtschaft an der FH Worms. In seinem Buch „Der Crash kommt“ sagte er 2006 den Ausbruch der Finanzkrise exakt voraus.

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