© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  40/10 01. Oktober 2010

Nach Sarrazin: Debatte über Bevölkerungswandel in Deutschland
Theorieorgan wittert Sozialrassismus
(bä)

Thilo Sarrazins „Deutschland schafft sich ab“ war noch nicht erschienen, da glaubte der Frankfurter Soziologe Rudolf Stumberger bereits Material genug beisammenzuhaben, um im linken Theorieorgan vor einem „Sozialrassismus“ aus der „rechtskonservativen-bürgerlichen Mitte“ warnen zu dürfen (Sozialismus, 9/2010). Haupteinpeitscher der publizistischen Attacke gegen den Sozialstaat ist für ihn der Bremer Sozialpädagoge Gunnar Heinsohn. Der verlange nach US-Vorbild die Begrenzung von Hartz IV auf fünf Jahre, um keine Anreize für „Hängematten­existenzen“ zu schaffen. Heinsohns These, daß erst staatliche Fürsorge dauerhaft Arme produziere, sei zwar nicht neu. Neu indes sei aber Heinsohns Begründung der Leistungsverweigerung: nur diese Begrenzung verhindere, daß „primär die Unterschicht“ Kinder zeuge, die „falschen Mütter“ sich fortpflanzten. Ein derart demographisch begründetes, „verfassungsfeindliches“ Plädoyer für den Abbau des Sozialstaats ordnet Stumberger mit dem Kollegen Christoph Butterwege dem „rechtsextremen und nationalkonservativen Diskurs“ zu. Im hellsten linken Fortschrittsoptimismus vertraut er darauf, daß zu Heinsohns „Dramatisierung des Bevölkerungswandels“ kein Anlaß bestehe, da bis 2050 gewiß „steigende Produktivität“ dafür garantiere, immer mehr Nicht-Arbeitende durch „immer weniger Arbeitende“ ernähren zu können. sozialismus.de

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