© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  41/10 08. Oktober 2010

Regierungspläne zur energetischen Haussanierung
Im Styropor-Mief
Bernd-Thomas Ramb

Die Pläne der Regierung zur energetischen Sanierung von Mietshäusern verdienen das Prädikat „wahnsinnig“. Um eine 70 Quadratmeter große Mietwohnung eines Mehrfamilienhauses aus den sechziger Jahren nach den Vorgaben eines „Null-Energie-Hauses“ abzudichten, sind pro Wohnung mindestens 20.000 bis 50.000 Euro zu investieren. Bei im Regelfall zu erwartenden Kosten in Höhe von 40.000 Euro könnte schon nach der geltenden Mietrechtsprechung die Jahreskaltmiete um elf Prozent dieser Summe erhöht werden. Das bedeutet, die Miete steigt um etwa 370 Euro im Monat.

Dem stehen Einsparungen bei den Heizkosten gegenüber. Im Normalfall liegen diese bei einer Wohnung dieser Größe bei 80 Euro monatlich. Ganz auf Null werden sie nicht fallen, vielleicht auf zehn Euro. Im Ergebnis muß also der Mieter 300 Euro mehr bezahlen, um die Klimahysterie der Politiker zu besänftigen. Abgesehen davon, daß die Mehrheit der Bürger, die ohnehin nicht mehr an das Ammenmärchen einer Klimakatastrophe glaubt, dazu nicht gewillt ist – sie kann diesen finanziellen Mehraufwand einfach nicht stemmen!

 Zwei Effekte werden bei einer Aufrechterhaltung dieser Mietwohnungsdiktatur eintreten. Der erste basiert auf der Annahme, daß der zahlungsunfähige Mieter wohnen bleiben darf. Die Mieterhöhung muß dann letztlich der Staat übernehmen, der zum Regelzahler einer Miete aufsteigt. Der zweite Effekt wäre ein Leerstand der Wohnung oder eine Verringerung der Kaltmiete. Der freie Mietwohnungsmarkt, der ohnedies seit Jahrzehnten im drastischen Rückzug begriffen ist, würde vollends zusammenbrechen. Die energetische Sanierungsdiktatur käme praktisch einer Enteignung der Mietwohnungsbesitzer gleich.

Nutznießer wäre der kommunale Wohnungsbau, der als staatlicher Zuschußbetrieb ohnehin nicht auf die Rendite achten muß. Er kann den Verlustanstieg durch die nun noch höhere Unterdeckung der Kostenmiete durch die tatsächlich leistbare Mietzahlung locker wegstecken – solange die Kommunen ihre Schulden weiter anhäufen können. Diese subtile Methode, den Mietwohnungsmarkt zu verstaatlichen, hat ihr Vorbild in der Wohnungspolitik der DDR, in der die privaten Wohnungsbesitzer so lange schikaniert wurden, bis sie ihr Eigentum an den Staat verschenken mußten.

Der wohnklimatische Super-GAU wird aber auch die staatlich alimentierte Mietwohnung treffen. Nach der totalen energetischen Isolierung wird das Heizen und Lüften der Wohnung zu einer kniffligen Aufgabe, der die wenigsten Mieter gewachsen sein dürften. Geheizt wird ja noch nicht einmal mehr durch warme Sonnenstrahlen, sondern allein durch den in Styropor verpackten Mief der Bewohner. Jedes Lüften kühlt schneller ab, als nachgeheizt werden kann. Da freut sich der Schimmelpilz! Der zieht den Hauptgewinn aus dieser Wahnsinnslotterie.

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