© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  41/10 08. Oktober 2010

Schweres Terrain für Bezahlsender
„Pay-TV“: Die verpatzte Kapitalerhöhung von Sky zeigt, daß die Branche in der Krise steckt
Ronald Gläser

Der Bezahlsender Sky ist auf einem großen Teil seiner neuen Aktien sitzengeblieben. Es war bereits der zweite Versuch in diesem Jahr, sich an der Börse neues Kapital zu beschaffen.Nicht nur an der Börse hapert es: Auch im normalen Geschäftsbetrieb kommt Sky, ehemals Premiere, nicht voran. Die Kundenzahl stagniert bei etwa 2,4 Millionen. Sky sieht sich gezwungen, seine Formel-Eins-Berichterstattung abzubrechen. Der Grund: Sie rechnet sich einfach nicht.

Private Bezahlsender haben es schwer in Deutschland. Premiere war 2002 fast bankrott und hat außer dem Jahr seines Börsengangs (2005) nie Gewinn erwirtschaftet. Nie hat sich deswegen ein Konkurrent in das schwierige Terrain vorgewagt, in dem Sky/Premiere seit nunmehr 20 Jahren alleine operiert.

Es gibt inzwischen dank Internet kundenfreundliche Alternativen. Rund ein Dutzend Video-on-Demand-Anbieter (Video-auf-Nachfrage) wie Alice oder Maxdome – und demnächst auch Vodafone – stellen dort Videodatenbanken zur Verfügung. Während bei Sky die Zahlung über ein Abonnement erfolgt, fallen hier Extrakosten pro Film an. Dafür ist die Grundgebühr niedriger und die technischen Voraussetzungen weniger aufwendig. Trotzdem wirft auch dieses Geschäftsmodell keine üppigen Gewinne ab.

Neben der weitverbreiteten Gratis-Mentalität der Zuschauer ist der Grund für die Kaufzurückhaltung der Kunden der vor Finanzkraft strotzende öffentlich-rechtliche Rundfunk, der ein – zumindest abends – werbefreies Vollprogramm für jedermann bietet, das keinen Platz für private Konkurrenzangebote läßt. Trotzdem drängen die Öffentlichen nun auch noch in die unrentable Produktnische des Bezahlfernsehens. Das ZDF plant in Ergänzung zu seiner „Mediathek“, der kostenfreien Internet-Datenbank für ZDF-Beiträge, eine kommerzielle Internetseite. Dort sollen Filme gegen Entgelt gezeigt werden, die der Sender zuvor mit GEZ-Gebühren produziert hat.

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