© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  42/10 15. Oktober 2010

Zeitschriftenkritik: Mitteilungsblatt der Priesterbruderschaft St. Pius X.
Geistiges Vakuum
Werner Olles

Islam und Frieden? Ist der Islam eine friedliche Religion?“ lautet das Schwerpunktthema der aktuellen Ausgabe (Oktober 2010) des monatlich erscheinenden Mitteilungsblatts der traditionalistischen Priesterbruderschaft St. Pius X. Nachdrücklich weist Pater Franz Schmidberger in seinem Editorial darauf hin, daß die Kirche zwar von ihrem Gründer die Verheißung des ewigen Lebens hat, jedoch nicht das Versprechen, in jedem Land bis zum Ende der Zeiten zu bestehen. Dies gelte selbst für so alte christliche Länder wie Deutschland und Frankreich. Das Beispiel Nordafrikas, das zur Zeit des heiligen Augustinus blühendes christliches Land war, dann aber dem Ansturm des Islam bis auf kleinste Reste vollkommen zum Opfer fiel und heute islamische Wüste ist, müßte uns daher eigentlich aufschrecken. Doch „Deutschland ist heute geistiges Vakuum, die Christen eine fliehende Armee, die gesellschaftstragenden Kräfte versprengt und zerstört. Ein solches Vakuum zieht aber immer neue Kräfte, neue Kulturen und Völker an, die nicht am westlichen Liberalismus kranken.“ Die Frage, ob wir morgen islamisch sein werden, ist daher keineswegs unberechtigt.

Das Titelbild ziert Paolo Veroneses berühmtes Gemälde „Die Schlacht von Lepanto“, bei der am 7. Oktober 1571 die christliche Flotte mit 207 Galeeren, 30 anderen Schiffen, 6 Galeazzen, über 100 Transportschiffen, 30.000 Soldaten, 12.900 Matrosen und 43.000 Ruderern unter der Kreuzesfahne aus himmelblauem Damast nach heldenhaftem Kampf die türkische Flotte besiegte. Der Sieg der heiligen Liga aus Spanien und Venedig unter ihrem Oberbefehlshaber Don Juan d’Austria, dem Papst Pius V. zu bedenken gab, daß er ausziehen werde, um für den Glauben zu kämpfen, wurde dem Rosenkranzgebet der Christenheit zugeschrieben. Deshalb betrachtete der Papst die Mutter Gottes als die Vermittlerin des Sieges und ordnete für diesen Tag das „Gedächtnis Unserer Lieben Frau vom Siege“ an. Sein Nachfolger Papst Gregor XIII. legte den Tag dieses Sieges als das Rosenkranzfest fest.

Pater Alain Lorans, Theologe und Leiter der internationalen Pressestelle der Bruderschaft DICI, geht in seinem Beitrag „Konzil oder Para-Konzil?“ auf einen Vortrag von Monsignore Guido Pozzo, Sekretär der päpstlichen Kommission „Ecclesia Dei“ ein, den dieser am 2. Juli dieses Jahres im Priesterseminar der Bruderschaft St. Petrus hielt. In bezug auf die Rezeption des II. Vatikanischen Konzils hatte Monsignore Pozzo nicht das Konzil als solches und die objektive Lehre in seinen Dokumenten, sondern die „Interpretation dieser Lehre“ für die Desorientierung, die Konfusion, die Diskontinuität und den Bruch mit der katholischen Tradition verantwortlich gemacht. Diesen „großangelegten Versuch“, die Kirchenkrise zu erklären, hält Abbé Lorans jedoch für ungenügend. Vielmehr sei das Konzil selbst bereits ein „abgrundtiefer Bruch mit der Überbelieferung“, von dem auch die Kunst, die Musik und vor allem die Liturgie betroffen sei. Notwendig sei, daß das römische Lehramt wieder mit klarer, dogmatischer Stimme spreche.

Kontakt: Vereinigung St. Pius X., Priorat St. Athanasius, Stuttgarter Straße 24, 70469 Stuttgart, Tel.: 07 11 / 89 69 29 29  www.piusbruderschaft.de

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