© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  42/10 15. Oktober 2010

Von Engeln und Dämonen
Kirche: Rom erkennt die Statuten des Engelwerks an
Georg Alois Oblinger

Nachdem Papst Benedikt XVI. im Januar 2009 die Exkommunikation der Bischöfe der Piusbruderschaft aufgehoben hat, habe er jetzt der nächsten problematischen Gruppe am äußerst rechten Rand der Kirche seinen Segen erteilt. So berichtete es Spiegel online und sprach in bezug auf das Engelwerk (Opus Angelorum) von einem „erzkonservativen Geheimbund“, dessen „Geheimlehren“ der Papst jetzt anerkannt hätte.

Tatsächlich ist weit weniger geschehen, als die Meldung glauben machen möchte. Nach einer Anerkennung als kirchliche Vereinigung schon im November 2008 wurden jetzt auch die Statuten dieser frommen Vereinigung gebilligt. Etwa 100 Priester, 400 Ordensfrauen und eine ungewisse Zahl von Laien gehören dem Engelwerk an. Laut Spiegel glauben diese Menschen daran, daß schwarze Katzen, Hebammen und Zigeuner von Dämonen besessen sind.

In Wirklichkeit wurden solch abstruse Gedanken, die einmal irgendwo innerhalb des Engelwerks aufgetaucht sind, schon im Jahr 1992 durch ein Dekret der Glaubenskongregation verurteilt. Dabei wurden dem Engelwerk auch unkirchliche Bräuche wie die Fernspendung von Sakramenten oder die Anrufung unbiblischer Engelnamen verboten. Gerade weil das Engelwerk sich an die Auflagen gehalten hat und ganz aus kirchlichem Geist handelt, war der jetzige Schritt aus Rom möglich geworden.

Skeptisch gegenüber Privatoffenbarungen

In Deutschland hat besonders der Münchner Weihbischof Heinrich von Soden-Fraunhofen (1920 – 2000) lange gegen das Engelwerk agiert. Ihm wohlgesonnen ist der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke, der schon als Abt von Plankstetten häufig Exerzitien des Engelwerks in seinem Kloster ermöglichte. 2006 ernannte Benedikt XVI. auch den deutschstämmigen Engelwerkspriester Athanasius Schneider zum Weihbischof von Karaganda in Kasachstan.

Nach wie vor kritisch sieht der Vatikan die Privatoffenbarungen der Engelwerksgründerin Gabriele Bitterlich (1896–1978) und das von ihr verfaßte Handbuch mit 400 Engels- und 200 Dämonennamen, das nicht öffentlich verwendet werden darf. Auch den Wortlaut der Engelweihe hat der Vatikan geändert. So kann das positive Anliegen dieser Bewegung gestärkt werden, nämlich dem Geist der Aufklärung die Existenz einer übernatürlichen Welt entgegenzuhalten. Andererseits gilt es, den Gefahren eines esoterischen Engelskults zu begegnen, der ein dualistisches Weltbild propagiert.

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