© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  43/10 22. Oktober 2010

Meldungen

US-Notenbank kauft weiter Staatsanleihen

NEW YORK. Der Wirtschaftsnobelpreisträger Edmund Phelps schließt nicht aus, daß die US-Notenbank Fed weiter Staatsanleihen aufkauft. „Das wahrscheinlichste Szenario ist, daß die US-Wirtschaft nur eine langsame und blutleere Erholung erlebt“, erklärte der Ökonomieprofessor von der Columbia University in der Wirtschaftswoche. Angesichts der krisenbedingten hohen Ausgaben müsse die Staatsverschuldung unter Kontrolle gebracht werden. „Wenn die Fed richtig Geld in die Hand nimmt, dürfte es ihr gelingen, die Kurse der Anleihen nach oben und die Renditen nach unten zu drücken. Das Risiko dabei ist, daß sie überzieht und Inflationserwartungen erzeugt. Das würde den Dollar auf Talfahrt schicken und die Zinsen am Kapitalmarkt – entgegen der Absicht der Fed – in die Höhe treiben“, meinte Phelps. „Trotzdem: Wenn es hart auf hart kommt für die Wirtschaft, würde ich der Fed durchaus empfehlen, das Risiko einzugehen und Anleihen zu kaufen.“ Entscheidend ist die Lage auf dem US-Arbeitsmarkt. Wenn sich die Beschäftigung verbessere, würden diese Fed-Pläne ad acta gelegt. „Bessert sich die Lage am Arbeitsmarkt hingegen nicht, wird sie wohl Staatsanleihen ankaufen.“ (fis)

 

Politik am Gängelband der Finanzindustrie

WÜRZBURG. Der Wirtschafts­ethiker Karl-Heinz Brodbeck hat die Willfährigkeit der Politik gegenüber der Bankenlobby kritisiert. „In den letzten 30 Jahren hat es die Finanzindustrie geschafft, die Politik ans Gängelband zu legen. Bei der Krise ist die allererste Reaktion: Wir müssen die Banken retten“, erklärte der VWL-Professor von der Fachhochschule Würzburg im Wiener Standard. „Die Politik beherrscht das Finanzsystem nicht mehr. Geht auch gar nicht, weil die Finanzindustrie ein globales System ist; die Regierungen herrschen nur national“, so Brodbeck. Präsident Obama habe wortradikal angekündigt, daß er sich von den Bankern nichts mehr gefallen lassen werde. „Dann ist die ohnehin schon windelweiche Initiative, die in Gesetzesform gebracht wurde, im US-Parlament noch einmal verdünnt worden.“ Aus der Regelung sei eine Nicht-Regelung geworden. (fis)

 

Zahl der Woche

Auf 143,5 Milliarden Euro sind 2009 die Staatsausgaben in Österreich gestiegen. Das waren 3,9 Prozent mehr als 2008. Die größten Posten waren Renten/Soziales (41,7 Prozent), Gesundheit (15,7 Prozent) und Verwaltung (13,1 Prozent). (Quelle: Statistik Austria)

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