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© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 43/10 22. Oktober 2010 Produktionsfirmengründungsfieber Die Nachricht, daß nach Markus Lanz (ZDF) nun auch der „Tatort-Rechtsmediziner“ Jan Josef Liefers eine eigene Produktionsgesellschaft gegründet hat, wäre eigentlich keine Meldung wert. Hat doch mittlerweile fast jede TV-Größe eine eigene Produktionsfirma: Alfred Biolek (ARD) war einer der ersten. Es folgten Harald Schmidt (noch ARD), Bettina Böttinger (WDR) und viele andere Talkmaster, Wettermacher oder Moderatoren. Dieser Trend wirft Fragen auf: Warum lassen die öffentlich-rechtlichen Sender immer größere Teile ihres Programms extern produzieren? Warum gründet fast jeder Moderator eine Produktionsfirma? Das ist so, als würde ein Zeitungsjournalist eine eigene Nachrichtenagentur eröffnen. Zum einen versuchen Medienschaffende ihre Ideen zu sichern und sich selbst besser zu vermarkten. Zum anderen bietet die „Ausgründung“ einer Produktionsfirma den Sendern oftmals die Gelegenheit, aus unbequemen Verträgen auszusteigen oder ehemalige Mitarbeiter an der langen Leine zu führen. Was bei den privaten Sendern immer schon gängige Praxis war, hat sich in den letzten fünfzehn Jahren auch bei den Öffentlich-Rechtlichen eingeschlichen. Und es geht auch um die Verschleierung von Finanztransfers. Beispiel ARD: Der Sender zahlt an die Produktionsfirma Bonito (Harald Schmidt) angeblich rund acht Millionen Euro pro Jahr für 60 Sendungen. Der Vertrag mit Schmidts Firma wurde mit der ARD-Tochterfirma Degeto abgewickelt, die wiederum nicht dem Rundfunkrat gegenüber rechenschaftspflichtig ist. Auch Günther Jauch, der demnächst auch wieder bei der ARD unter Vertrag ist, und die ZDF-Moderatorin Maybrit Illner produzieren ihre Talksendungen selbst. Durch den Umweg einer Produktionsfirma ist das Honorar, das Moderatoren wie Jauch oder Illner als Eigentümer erhalten, nicht nachvollziehbar. Es ist daher auch unmöglich zu beurteilen, ob es angemessen ist – oder nicht. |