© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  44/10 29. Oktober 2010

Lesereinspruch
Bedenklich
Jan Cappelmann

Zu: „Von Sozi zu Sozi“, von Karlheinz Weißmann (JF 42/10)

Entschuldigend könnte man Karlheinz Weißmann zugute halten, daß Hans-Ulrich Wehler genau zu jenen Historikern gehört, die ihm seit Beginn seiner Laufbahn die Anerkennung seiner Arbeiten verweigert haben. Daß Weißmann in seinem aktuellen Artikel aber die Dimension der Wehlerschen Stellungnahme unerwähnt läßt, ist ärgerlich und nicht hinnehmbar.

Eigentlich hat Wehler nur eine Selbstverständlichkeit gefordert, nämlich die kritische Auseinandersetzung mit Sarrazins Thesen. Jedoch ist die Person Sarrazins im einzelnen, wie auch der öffentliche Diskurs im allgemeinen, durch die Diskussionsverweigerung unseres Establishments schwer beschädigt worden. Daß dieses Fehlverhalten nun ausgerechnet von einem ihrer Vordenker ins Stammbuch geschrieben wurde, macht diese Stellungnahmen tatsächlich erwähnens- und anerkennenswert.

Bedenklich für die Freiheit unserer Wissenschaft ist es, daß erst ein emeritierter Wissenschaftler vom Schlage Wehlers den Mut und die Kraft hatte, diesen Gesellschaftsskandal öffentlich anzuprangern.

Jan Cappelmann, Bremen

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