© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  44/10 29. Oktober 2010

Erosion der Volksparteien
Politologische Allerweltsweisheiten
(jr)

Ob Politikwissenschaft wirklich eine Wissenschaft ist, daran beginnt man immer dann zu zweifeln, wenn die aktuellsten Befunde der Parteien- und Wahlforscher erscheinen. Gelangen sie doch selten über Einsichten hinaus, die die morgendliche Zeitungslektüre vermittelt. So könnte Oskar Niedermayer (FU Berlin) das zuverlässigste Material zu seiner Untersuchung  über die „Erosion der Volksparteien“ (Zeitschrift für Politik, 3/2010) am besten gleich per Umfrage in der Nachbarschaft  oder in seinem Tennisclub gewinnen. Denn dort weiß man seit langem, daß die SPD mit ihrem „Markenkern Sozialkompetenz“ so stark in der Wählergunst gesunken ist wie die CDU/CSU mit ihrer „Wirtschaftskompetenz“. Mit viel Statistik glaubt Niedermayer dann die Prognose wagen zu können, daß für beide „Volksparteien“, die zusammen kaum fünfzig Prozent der noch aktiven Wähler begeistern, das Ende der Talfahrt in Sicht sei. SPD und Union würden sich auf dem derzeitigen Niveau stabilisieren, Grüne, FDP und Die Linke nichts mehr hinzugewinnen. „Das deutsche Parteiensystem steuert damit nicht auf ein stark fragmentiertes System mit fünf in etwa gleich  starken Parteien zu.“ Wer hätte das gedacht. Die eigentlich interessante Frage wäre aber, ob es nicht auf eine sechste, konservative Partei zusteuert. www.zfp.nomos.de

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