© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  45/10 05. November 2010

Christen im Irak
Martyrium am Tigris
von Fabian Schmidt-Ahmad

Zumindest in einer Hinsicht scheint der Krieg im Irak, so könnte man zynisch sagen, wirklich der Befreiung gedient zu haben: der Befreiung vom Christentum. Allein in Bagdad sank die Zahl der Christen von 400.000 Gläubigen auf weniger als ein Viertel. Das jüngste Attentat auf eine chaldäisch-katholische Kirche in der Hauptstadt, bei dem mindestens 41 Gemeindemitglieder getötet und ganze Familien ausgelöscht wurden, ruft nicht nur in Erinnerung, daß seit sieben Jahren ein Bürgerkrieg in dem Land tobt, bei dem die Schwächsten zwischen den vielfältigen ethnischen, politischen und religiösen Fronten zerrieben werden; es offenbart auch wieder einmal den ganz realen Christenhaß der islamischen Welt.

Somit dürfte ausgerechnet ein Krieg, welcher der Weltöffentlichkeit als ein Kampf gegen den islamischen Terror verkauft wurde, den Schlußstrich unter eine Geschichte ziehen, die schon Mongolensturm und Türkenherrschaft überdauerte. Die christliche Gemeinde zwischen Euphrat und Tigris ist schließlich älter als jede unserer Kirchen, als jedes Konzil der Kirchengeschichte. Und offenbar gehen diese Christen der ersten Stunde dem mittlerweile trägen und selbstvergessenen Europa erneut vorneweg: Ihr Untergang mahnt uns an jene Worte des Lukas-Evangeliums: „Und ihr werdet gehasset werden von jedermann um meines Namen willen.“

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen