© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  45/10 05. November 2010

Lockerungsübungen
Angliederung an Deutschland
Karl Heinzen

Die Auflösung Belgiens scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein, und auch in der Wallonie macht man sich allmählich Gedanken darüber, wie eine Zukunft ohne den staatlichen Verbund mit den Flamen aussehen könnte. Mit Blick auf die Sprachgemeinschaft wäre ein Anschluß an Frankreich naheliegend, doch scheint der Enthusiasmus der Grande Nation, sich eine marode Region aufzubürden, nicht überbordend zu sein.

Eine ganz andere Idee hat nun der frankophone Sozialist Paul Magnette ins Spiel gebracht, der in der geschäftsführenden Regierung Belgiens das Ressort Klima und Energie verwaltet. Er schlägt vor, daß die Wallonie sich der Bundesrepublik Deutschland angliedert, da deren „System der sozialen Verständigung“ den eigenen Vorstellungen von politischer Kultur entspräche, während in Frankreich neoliberale Kahlschläge autoritär durchgesetzt würden.

Peu à peu könntensich alle europäischen Partner dem Grundgesetz unterwerfen.

Es ist nicht von der Hand zu weisen, daß unser Land qua seiner föderalen Struktur und seiner wirtschaftlichen Leistungskraft gut aufgestellt ist, sich nun, da die Folgekosten der deutschen Einheit weitgehend im Griff sind, neuen Herausforderungen zur Erweiterung des Geltungsbereiches des Grundgesetzes zuzuwenden. In Betracht käme hier aber nicht allein ein Beitritt der Wallonie. Vorstellbar wäre, daß auch Flandern und die Region Brüssel hinzustoßen. So blieben unter dem breiten deutschen Dach jene vereint, denen das belgische zu beengt geworden war.

Darüber hinaus könnten auch andere europäische Partner oder unzufriedene Regionen den Weg nach Deutschland einschlagen. Warum sollte sich beispielsweise Italien weiterhin abmühen, eine föderale Ordnung des Landes zu schaffen, wenn ihm eine solche durch einen Beitritt zur Bundesrepublik frei Haus geliefert würde? Die gemeinsame Reichsvergangenheit wäre überdies ein Fundament, das sprachliche Barrieren in den Hintergrund treten ließe.

Peu à peu könnten sich schließlich alle europäischen Partner dem Grundgesetz unterwerfen. Dies hätte den Vorteil, daß sie der Sackgasse des Staatenbundes EU entkämen und Europa endlich als Bundesstaat, dann halt unter deutscher Flagge, Gestalt annähme. Auch der Abschied vom ungeliebten Euro könnte so geräuschlos vollzogen werden – mit der Neueinführung der Mark als Gemeinschaftswährung des ganzen Kontinents.

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