© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  45/10 05. November 2010

Blick in die Medien
Was Bismarck und Lena gemein haben
Ronald Gläser

Im neusten Werbespot von Yello Strom sitzt Bastian Pastewka  auf seiner Terrasse und frühstückt mit seiner Frau. Erst kommt ein Berliner Postbote vorbei, der ihn begrüßt. Dann ein Bayer, der mit seinem Dackel Gassi geht, und schließlich ein Kölner Taxifahrer. Pastewka wendet sich danach zu seiner Frau und sagt in schönstem Sächsisch: „Also, das hier keener mehr richtig Hochdeitsch spricht, des is mir unbegraiflisch.“ Wie immer werden alle Typen von Pastewka selbst gespielt. Die eigentliche Werbebotschaft kommt erst ganz am Ende des Spots: „Sparen am Strom kann ganz Deutschland – mit Yello Strom“.

„Pastewka ist Publikumsliebling und läßt sogar einen Anbieter von Kernenergie gut aussehen.“

Die Idee ist natürlich ganz nett: Vier Landsmannschaften, nur ein Stromanbieter. In Wahrheit ist der Kurzfilm aber vor allem wegen Bastian Pastewka ein Hingucker – und nur seinetwegen. Der Sat.1-Komödiant hat sich vom Studienabbrecher zum Publikumsliebling hochgearbeitet. Er gewinnt regelmäßig Preise und hat seine eigene Fernsehshow. So einen engagiert man gerne. Pastewka läßt sogar einen Anbieter von Kernenergie gut aussehen. Immer mehr Firmen werben mit Prominenten für ihre Produkte. Den jüngsten Coup hat Opel gelandet: Dem Autobauer ist es gelungen, Lena Meyer-Landrut unter Vertrag zu nehmen.

Prominentenwerbung ist so alt wie die Werbeindustrie selbst. Schon Otto von Bismarck wurde als Werbeikone auf Tabakdosen oder Schnapsflaschen verwendet. Aber sind Promis wirklich ein todsicheres Erfolgsrezept? Nicht unbedingt. Im Feburar hat eine Umfrage des Marktforschungsunternehmens Toluna ergeben, daß satte 80 Prozent  der Deutschen Prominente in der Werbung überhaupt satt haben.

Es gibt zudem eine Form der Abnutzung. Leute, die zu oft und für zu viele unterschiedliche Dinge geworben haben, wie beispielsweise Johannes B. Kerner oder Dieter Bohlen, verlieren ihre Glaubwürdigkeit – falls sie überhaupt je eine hatten.

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