© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  46/10 12. November 2010

US-Notenbank startet neuen Massenkauf von Staatsanleihen
Auf dem Pulverfaß
Roland Baader

Die massive Geldmengenvermehrung durch den Aufkauf von Staatsanleihen und Hypothekenpapieren seitens der amerikanischen Zentralbank (Fed) nennt sich Quantitative Easing (QE), mengenmäßige Erleichterung. Ebenso euphemistisch könnte man den Tod als „zeitliche Entspannung“ bezeichnen.

Die erste QE-Aktion der Fed, die bis März 2010 währte, belief sich auf rund 1.700 Milliarden Dollar. Vorige Woche kündigte sie den nächsten Schub von rund 900 Milliarden an, der bis Ende Juni 2011 laufen soll; 600 Milliarden davon in Form des Aufkaufs von US-Staatsanleihen. Im Kern ist das eine Nochmal-Monetarisierung bereits monetarisierter Staatsschulden, eine Turbo-Inflationierung der Geldmenge.

Die erste Flutung mit Ozeanen aus Zusatzschulden habe, so die Fed-Oberen, „zu geringe Teuerung“ bewirkt und sei zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit nicht ausreichend gewesen. Dahinter steckt die keynesianische Irrlehre, man könne mit Inflation die Welt retten. Die alten Ökonomen wußten noch, daß man sie damit zerstört. Warum aber hat der erste Tausend-Milliarden-Schub keine Hyperinflation erzeugt – und weshalb erscheinen deshalb auch die Wirkungen des nächsten Geld-Tsunami gefahrlos zu sein? Antwort: Die Fed hat zwar ein riesiges Faß mit Pulver gefüllt, aber bislang fehlte der Zündfunke. Die gigantischen Geldmassen haben weder ausleihende Banken noch Kreditnehmer gefunden. Sie haben nur die Reserven der Banken bei der Zentralbank aufgebläht.

Sollte die Bereitschaft zur Kreditvergabe und Kreditnahme wieder anspringen (und das wird sie irgendwann), dann haben wir den Funken – und das Faß explodiert. Die Amerikaner werden den Namen „Weimar“ lernen – und daß die Welt außer von Bomben auch von Papier brennen kann.

 

Roland Baader ist Ökonom. Kürzlich erschien sein neues Buch „Geldsozialismus“ (Resch-Verlag, Gräfelfing 2010).

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