© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  46/10 12. November 2010

Haltungsnote
Und ewig singt der Enzian
Christian Schwiesselmann

Als Heinz Georg Kramm kennt ihn keiner, als Heino kennen ihn alle. Der Schlagersänger mit den nicht mehr ganz echten blonden Haaren und der dunklen Sonnenbrille hat einen Bekanntheitsgrad, der manchen Nachwuchspolitiker vor Neid erblassen läßt. Seine Lebensgeschichte liest sich wie ein Aufstiegsroman: Ein pommersches Flüchtlingskind – der Vater starb im Zweiten Weltkrieg – absolviert eine Bäckerlehre in seiner Geburtsstadt Düsseldorf und macht nebenher Musik. Im damals angesagten Beatbetrieb kann der Mann mit der sonoren Baßstimme nicht Fuß fassen. Erst die Besinnung auf deutsche Volkslieder läßt ihn Mitte der sechziger Jahre durchstarten. Das Erfolgsrezept stammte aus der Backstube: Man nehme ein Volkslied wie „Das Schweizermadel“ und gieße es in Schlagersüßform. Heraus kamen Ohrwürmer: „Blau, blau, blau blüht der Enzian“, die „Schwarze Barbara“ und „Karamba, karacho, ein Whiskey“. Dem Publikum schmeckte es. Nach über 50 Bühnenjahren hat Heino über 50 Millionen Platten verkauft.

Hinter seinem Erfolg steckt ein ehrliches Bekenntnis zur deutschen Sprache: Wenn auch alle englisch singen, ich nicht. In dieser Frage blieb er bis heute standhaft. So kritisierte Heino jüngst Deutschlands Pop-Hoffnung Lena Meyer-Landrut vor ihrem geplanten Grand-Prix-Auftritt in Düsseldorf: „Wenn wir in Deutschland von einer Deutschen vertreten werden und die singt englisch, dann ist mein Interesse nicht so groß.“

Sein Credo, man dürfe seine Sprache nicht verleugnen, brachte Heino manche Anfeindung ein. Die Linken brachen ihren Stab über den Sänger spätestens, als er sein Bekenntnis zur Muttersprache auf das Vaterland ausweitete und die Nationalhymne in allen drei Strophen sang. Mittlerweile ist Heino zwar ein Schlager-Dinosaurier, aber immer noch auf Tournee.

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