© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  48/10 26. November 2010

Umwelt
C-Waffen für Kinder
Michael Howanietz

Spielwaren-Tests brachten Erschreckendes zutage. Obgleich überwiegend Spielzeug von sogenannten Markenherstellern untersucht wurde, fand die Stiftung Warentest in 42 von 50 getesteten Produkten gesundheitsgefährdende Schadstoffe. Sowohl durch Einatmen wie direkten Schleimhautkontakt könnten die als krebserregend, erbgutschädigend und unfruchtbar machend geltenden Gifte ihr Bedrohungspotential entfalten. Sieben Spielwaren hätten gar nicht verkauft werden dürfen, heißt es im Magazin Test 11/10, da grobe Verstöße gegen Spielwarennormen, etwa bei der Reiß-, Biege-, Bruch- und Splitterfestigkeit, vorlägen. Auch das Verbot der Schwermetall-Abgabe wurde übertreten. Funde polyzyklischer aromatischer Kohlenwasserstoffe (PAK) seien alarmierend. Davon unbeirrt sieht die EU-Spielzeugrichtlinie vor, den erlaubten Grenzwert ab 2013 mit 1.000 Milligramm pro Kilogramm Spielzeug festzusetzen. Vom krebserregenden Benzo(a)pyren dürfen es immer noch 100 Milligramm sein.

Überraschend ist: Holzspielzeug ist sehr viel stärker belastet als jenes aus Plastik.

In den geprüften Spielzeugen fanden sich auch Nonylphenol, Formaldehyd, Nickel, zinnorganische Verbindungen, ausdünstende Sperrholzkleber und Weichmacher. Ein solcher, an sich verboten (DEHP), fand sich auch in einem Plüschhasen, dessen Ohren zudem Blei enthalten. Überraschend an den Testergebnissen: Holzspielzeug ist sehr viel stärker belastet als jenes aus Plastik. So fanden sich in der bekannten Brio-Eisenbahn, neben Nickel und PAK, auch Flammschutzmittel. Das Herkunftsland des Spielzeuges (häufig China) spiele eine untergeordnete Rolle, betonten die Tester, relevant seien vielmehr die verwendeten Materialien. Als besonders besorgniserregend bewertete Untersuchungsleiter Holger Brackemann, daß auf Prüfsiegel wenig Verlaß sei. Ein solches Resümee erleichtert Eltern und Verwandtschaft nicht gerade die Entscheidung, was unter den Gabentisch gehört.

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