© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  49/10 03. Dezember 2010

Meldungen

Vertriebene würdigen Filmemacher Vondracek

FRANKFURT/MAIN. Für seinen Dokumentarfilm „Töten auf tschechisch“ über die Ermordung deutscher Zivilisten 1945 (JF 21/10) hat der tschechische Regisseur David Vondracek den mit 10.000 Euro dotierten Franz-Werfel-Menschenrechtspreis des Zentrums gegen Vertreibungen erhalten. Die Auszeichnung wurde dem 47jährigen vergangenen Sonntag in der Frankfurter Paulskirche überreicht. Für den Mut, mit seinen Dokumentationen gegen bisherige Tabus der Berichterstattung zu verstoßen, gebühre dem Preisträger der Dank von Tschechen, Deutschen und allen Europäern, sagte Laudator Petr Uhl, tschechischer Bürgerrechtler und Mitverfasser der Charta 77. Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) sagte in seinem Grußwort, Vondracek habe mit seinem Film „ein in Tschechien wie in Deutschland brisantes Thema mutig aufgegriffen“. In dem Film, den das tschechische Fernsehen im Mai 2010 ausstrahlte, sind zuvor unveröffentlichte Aufnahmen zu sehen, wie direkt nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Prag mehr als 40 deutsche Zivilisten erschossen wurden. Vondracek rekonstruiert in seinem Film auch den Massenmord an Deutschen im nordböhmischen Postelberg. Dort waren im Juni 1945 mindestens 736 Männer zusammengetrieben und umgebracht worden. (JF)

 

Geschwister-Scholl-Preis für Joachim Gauck

MÜNCHEN. Der frühere DDR-Bürgerrechtler und Behördenleiter für die Stasi-Unterlagen Joachim Gauck (70) hat am Montag dieser Woche den Geschwister-Scholl-Preis 2010 erhalten. Die Laudatio hielt der Schriftsteller Peter Schneider. Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung honoriert Gaucks aktuelles Buch „Winter im Sommer – Frühling im Herbst“ (Siedler). Es sei die Autobiographie eines Mannes, „der wie wenige andere über seine Opposition zur DDR-Führung und die Aufarbeitung des DDR-Unrechts identifiziert wird“, urteilte die Jury. Der ehemalige Pastor Gauck war von 1990 an für zehn Jahre Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen. Der Geschwister-Scholl-Preis wird seit 1980 vom Landesverband Bayern des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels gemeinsam mit dem Kulturreferat der Landeshauptstadt München vergeben. Zu den bisherigen Preisträgern zählen unter anderem der italienische Schriftsteller Roberto Saviano, der israelische Autor David Grossman und die ermordete russische Journalistin und Menschenrechtlerin Anna Politkowskaja. (tha)

 

Knabe: Kommunismus-Verherrlichung verbieten

HOHENSTEIN-ERNSTTHAL. Die Verherrlichung des Kommunismus sollte in Deutschland verboten werden. Dafür plädierte der Direktor der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, Hubertus Knabe, am 27. November in Hohenstein-Ernstthal. Er sprach vor dem Arbeitskreis Kommunalpolitik im Landesverband Landeskirchlicher Gemeinschaften in Sachsen. In anderen ehemaligen Ostblockländern existiere ein solches Verbot zum Teil seit Jahren, etwa in Polen, Tschechien, Ungarn und im Baltikum. Wer in Ungarn beispielsweise öffentlich ein T-Shirt mit dem roten Kommunistenstern trage, mache sich damit strafbar. Nach Knabes Worten ist nach der deutschen Wiedervereinigung vieles „falsch gelaufen“. So seien mit dem Einheitsvertrag von 1990 zahlreiche Entscheidungen des Unrechtsstaats DDR zu bundesdeutschem Recht geworden. Zum Beispiel sind Enteignungen geschützt, wenn sie damals symbolisch entschädigt wurden. (idea)

 

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