© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  49/10 03. Dezember 2010

DVD: Kongo
Vodoo-Halluzination
Werner Olles

Militärkriminalfilme à la Rob Reiners „Eine Frage der Ehre“ (1992) haben in Deutschland kaum eine Tradition. Seit den Auslandseinsätzen der Bundeswehr befaßt sich nun eine Reihe von Filmen und Fernsehspielen mit dieser Thematik, ein wirklich großer Wurf war jedoch bis jetzt noch nicht dabei. Auch der von der FAZ in höchsten Tönen gelobte Fernsehfilm „Kongo“ des Regisseurs Peter Keglevic macht da keine Ausnahme.

Es geht um einen fiktiven Bundeswehreinsatz im ostkongolesischen Bukavu, wo deutsche Soldaten im Rahmen eines Eufor-Einsatzes den Auftrag haben, die Zivilbevölkerung vor den marodierenden Kinderbanden eines Captain Crocodile zu beschützen. Nach dem Selbstmord eines Feldwebels kommt die Militärpolizistin Oberleutnant Nicole Ziegler (Maria Simon) mit ihrem Kameraden Feldwebel Werner Malinckrodt (Maximilian Brückner) ins Basislager, um zu ermitteln. Ihre Zweifel an der Selbstmordtheorie bestätigen sich durch ein Video, auf dem zu sehen ist, wie deutsche Soldaten einen Kongolesen malträtieren und schließlich erschießen. Als es ihr gegen alle Widerstände gelingt, das grausame Verbrechen aufzuklären, macht man ihr unmißverständlich klar, daß die Wahrheit nicht im Interesse der Truppe und ihres Auftrags ist …

„Kongo“ ist auch jenseits dieser fiktionalen Handlung in vielerlei Hinsicht ein fragwürdiger Film. Obschon die Frauenquote bei Feldjäger-Offizieren in der Realität deutlich unter zehn Prozent liegt, muß es im Film analog zu den zahllosen TV-Kommissarinnen nun auch noch eine Militärpolizistin sein, deren männlicher Assistent natürlich ein ausgemachtes Weichei ist. Jörg Schüttauf bleibt als quertreiberischer Kompaniechef weit hinter den Erwartungen zurück, weil er auch im kongolesischen Busch noch genauso aussieht wie der kreuzbrave Frankfurter Tatort-Kommissar Dellwo. Und wenn das fintenreiche Katz-und-Maus-Spiel zwischen Oberleutnant Ziegler und Hauptmann Kosak gegen Ende dann auch noch mit ein paar aufgesetzten Voodoo-Halluzinationen untermalt wird, ist man vollends geneigt, die Bundeswehr aus dem Kongo abzuziehen.

DVD: Kongo, Universum 2010, Laufzeit etwa 90 Minuten

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