© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  50/10 10. Dezember 2010

Frisch gepresst

Afrikakorps. Walter Kempowski hatte da schon den richtigen Riecher. Denn deutsche Dachböden und andere Abseiten, wo der „alte Trödel“ schlummert, bis er in die blauen Säcke wandert, erweisen sich oft als Privatarchive, die uns neue Zugänge in die Zeit des zweiten Dreißigjährigen Krieges erschließen. Wie die drei dicken Kladden Hellmuth Freys, in denen er seine zum Tagebuch zusammengefügten Briefe aus Nord-afrika aufbewahrte. Major Frey, wie Ernst Jünger Jahrgang 1895, Kriegsfreiwilliger von 1914 und bis 1918 mehrfach verwundeter Infanterist in den Stahlgewittern der Westfront, war Nachschubführer der 15. Panzerdivision und nahm mit ihr bis Ende 1942 an allen Schlachten von Rommels Afrikakorps teil. Wenn man vielleicht auch die Einschätzung des Verlegers, „kaum ein Soldat hat im Zweiten Weltkrieg seine Eindrücke und Gedanken so gründlich niedergeschrieben“ wie Frey, für etwas zu hochgegriffen ansehen mag – mit einer ganz außergewöhnlich dichten Beschreibung des Soldatenalltags im Rücken der fechtenden Truppe hat man es auf jeden Fall zu tun. Besonders hervorzuheben ist, daß der Verlag den Text um seltene Farbfotografien Freys vom afrikanischen Kriegsschauplatz bereicherte. (ob)

Hellmuth Frey: Für Rommels Panzer durch die Wüste. Als Divisionsnachschubführer beim Deutschen Afrikakorps. Brienna Verlag, Aschau/Chiemgau 2010, 398 Seiten, Abbildungen, 29,90 Euro

 

Slowakei. Noch vor den Siebenbürger Sachsen sind die ersten Spuren einer deutschen Ostsiedlung in der Slowakei nachgewiesen. Bereits Ende des zwölften Jahrhunderts wurden von den ungarischen Herrschern der Arpaden deutsche Siedler in der Zips angesiedelt. Dort hielt sich die deutsche Minderheit bis zur endgültigen Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg 800 Jahre lang. Vielleicht war es das Faktum, daß die etwa 140.000 „Karpartendeutschen“ in diesem ethnisch heterogenen und daher unübersichtlichen Gebiet zwischen Donau und Hoher Tatra eine von vielen Minderheiten waren, hat sie 1945 vor dem kompletten Volkstumstod bewahren können, wie Ernst Hochberger in seiner Rückschau mit erfreulich breitem Raum für die schwere Nachkriegsgeschichte der in ihrer Heimat verbliebenen wenigen tausend Deutschen darlegt. (bä)

Ernst Hochberger: Die Karpatendeutschen in der Slowakei. Eckartschrift 201. Verlag Österreichische Landsmannschaft, Wien 2010, broschiert, 111 Seiten, Abbildungen, 8,20 Euro

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