© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  51/10 17. Dezember 2010

Frisch gepresst

Friedrich Gentz. Einen Urvater des politischen Konservatismus in Deutschland stellt man sich anders vor. Jedenfalls nicht als vergnügungssüchtigen Schuldenmajor mit „unstillbarem Appetit auf schöne Actricen“. Und schon gar nicht als Parteigänger der Französischen Revolution, der der spätere Todfeind der gallischen „Gleichmacherei“ anfangs durchaus etwas abgewinnen konnte. Diesem merkwürdigen Zeitgenossen, dem preußischen Beamten in seinem Widerspruch, begegnet man freilich nur im instruktiven Nachwort, das Hans Jörg Hennecke seiner Auswahlausgabe der Schriften von Friedrich Gentz (1764–1832) angefügt hat. Den Kant-Schüler, Burke-Übersetzer, Analytiker der internationalen Politik im napole-onischen Zeitalter, den seit 1802 in österreichischen Diensten stehenden publizistischen Widersacher des korsischen Welteroberers, den „geheimnisumwitterten ‘Sekretär Europas’“, dessen Name als Metternich-Berater mit der auf dem Wiener Kongreß verhängten Friedhofsruhe, mit der geistigen Unfreiheit unter dem Regime der Karlsbader Beschlüsse (1819) verbunden ist, vermittelt Henneckes geglückte Auswahl als Pragmatiker, als Verfechter „konkreter Ordnung“, mit Sinn für das Individuelle und Historische, als „geerdeten Intellektuellen“. (jr)

Hans Jörg Hennecke (Hrsg.): Friedrich Gentz. Revolution und Gleichgewicht. Politische Schriften. Manuscriptum Verlag, Waltrop/Leipzig 2010, gebunden, 409 Seiten, 26,80 Euro

 

Ausländerkriminalität. Problembezirke werden für einheimische Deutsche und Polizisten langsam zu verbotenem Territorium. Zuwanderer begehen Ehrenmorde an Familienangehörigen, setzen ihre eigenen Rechtsgrundsätze durch. Und immer wieder: Deutsche Polizisten weichen zurück, wenn sich arabische oder türkische Gruppen zusammenrotten wie im berüchtigten Wrangelkiez in Berlin-Kreuzberg. Es sind solche Ereignisse, die Stefan Hug befürchten lassen, daß der deutsche Staat vor den islamischen Zuwanderern kapituliert. Kurz nach dem Sarrazin-Buch kam seine Studie heraus. Schwer zu sagen, ob der Rummel um „Deutschland schafft sich ab“ nützlich oder schädlich für den Verkaufserfolg war. Tatsache ist, daß über Dinge wie Deutschenfeindlichkeit nun erstmals offen gesprochen wird. „Migrantengewalt“ liefert einen Beitrag von der Basis, von der Wurzel des Problems: dem Zusammenleben in Problembezirken, wo der deutsche Staat sich aufzulösen beginnt. Hug erörtert in seinem lesenswerten Buch auch den größeren Zusammenhang, nämlich den Niedergang des „weißen Mannes“. (rg)

Stefan Hug: Migrantengewalt. Wie sich unser Staat selbst entmachtet. Verlag Siegfried Bublies, Schnellbach 2010, gebunden, 304 Seiten, 19,80 Euro

 

Historisches Kalenderblatt

20. Dezember 1950: Die Studenten René Leudesdorff und Georg von Hatzfeld hissen die deutsche und die europäische Fahne auf der von den Briten nach 1945 völkerrechtswidrig besetzten, entvölkerten und völlig zerbombten Insel Helgoland.

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