© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  51/10 17. Dezember 2010

Aufgeschnappt
Bei Sarrazin hört der Spaß auf
Matthias Bäkermann

Als Person des öffentlichen Lebens, die „sich mit Humor und Lebensfreude als Botschafter der Meenzer Fassenacht verdient gemacht“ hat, wird der 44jährige Oliver Sucher in der Zukunft wohl von der altehrwürdigen Karnevalsgesellschaft „Ranzengarde“ nicht mehr geehrt. Dieser „Mutter aller Mainzer Garden“ hat der SPD-Fraktionsvorsitzende im Stadtrat nämlich jetzt in einem übellaunigen Offenen Brief auf ihre Einladung zur nächsten Ranzengardist-Auszeichnungsfeier geantwortet. Diese Würdigung wird alle zwei Jahre am 2. Januar an Prominente verliehen – 2005 an ZDF-Intendant Markus Schächter, 2007 an Karl Kardinal Lehmann und 2009 an den SPD-Politiker Thilo Sarrazin. „Wir möchten unsere Empörung deutlich artikulieren und werden von einer Teilnahme an einer Veranstaltung mit Herrn Sarrazin Abstand nehmen“, droht Sucher im Namen der ganzen SPD-Ratsfraktion dem Garde-Präsidenten Lothar Both. Sarrazin habe sich nämlich „wegen seiner wissenschaftlich haltlosen Thesen aus unserer Sicht der Ehre diskreditiert, eine Laudatio zu halten“, zürnen die Genossen.

Ganz gelassen weist Both jede Abweichung von der Tradition zurück, daß der ehemalige dem neuen Preisträger die Laudatio hält: „Sucher wird von niemandem vermißt. Er glänzte schon häufiger durch Abwesenheit“, zitiert ihn die örtliche Allgemeine Zeitung. Er danke aber für diese „beste Werbung“.

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