© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  52/10-01/11 24./31. Dezember 2010

Haltungsnote
Post für Sigi Knuddelbär
Christian Schwiesselmann

Politiker lieben das Boulevardeske. In den seichten Gewässern von Bild, Bams und Glotze tummelt sich die wirkliche Prominenz mit hoher Fernseh- und geringer Gremienpräsenz. Wenn Polit-Sternchen wie Karl-Theodor zu Guttenberg hier größere Wellen schlagen, steigt der Neid der Kollegen ins Maßlose: Nur so ist der hämische Kommentar des SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel zum Afghanistan-Besuch des Verteidigungsministers mitsamt attraktiver Gattin und Talkshow-Moderator Johannes B. Kerner zu verstehen: „Ich finde Frau Katzenberger fehlt auch noch“ (JF 51/10). Daniela Katzenberger – selbst ein Medienphänomen wie Guttenberg – ist clever genug, den Ball aufzugreifen und zurückzuspielen. Die gelernte Kosmetikerin, die durch „Reality-Shows“ und „Seifenopern“ bekannt wurde, erteilte Gabriel eine Lehrvorführung in puncto „Medienkompetenz“.

In einem offenen Brief an Gabriel schrieb sie in der Bild-Zeitung: „Denn genauso wie Frau Guttenberg finde ich nämlich auch, daß unsere Soldaten in Afghanistan einen richtig guten Job machen. Ich bewundere die Jungs sehr!“

Die bizarre TV-Blondine lud den ehemaligen SPD-Beauftragten für Popkultur und Popdiskurs ein, sie zu einem Besuch der Bundeswehrsoldaten zu begleiten: „Wir zwei mit unserer großen Klappe hätten bestimmt ’ne Menge Spaß. (...) Als Gegenleistung bring ich echte Pfälzer Leberwurst aus meiner Heimat mit. Dann schmier ich lecker Leberwurstbrötchen für unsere Soldaten.“

Die 24jährige Katzenberger bewies dabei ihr Selbstvermarktungstalent und brachte sowohl ihr Café auf Mallorca als auch ihren Erotik-Kalender in der Bild-Postille unter. Letzteren wollte sie Gabriel, den sie mit „lieber Sigi Knuddelbär“ ansprach, für dessen „Bundestags-Spind“ zuschicken. Mediale Brosamen für den Genossen „Sigi Pop“!

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