© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  02/11 07. Januar 2011

Ohne Energie kein Wohlstand
Umweltpolitik: Das Energiekonzept der Bundesregierung bedroht die deutsche Wirtschaft / Ein kleines Buch gegen den Zeitgeist
Klaus Peter Krause

Seit dem 28. September ist das Energiekonzept der Bundesregierung in der Welt. Aber vielen fehlt es an der nötigen Urteilskraft darüber, was damit blüht. Ein handliches Buch will Klarheit schaffen: „Immer wieder mußten wir feststellen, viele unserer Mitbürger und selbsternannten Fachleute in Politik und den Medien haben sehr unklare Vorstellungen von Energie. Sie haben sich nicht die Mühe gemacht, die verschiedenen Energiearten und Energiestufen auseinanderzuhalten.“

Folglich lernt der Leser gleich zu Beginn, daß Energie nicht gleich Energie ist, obwohl die physikalischen Gesetze sie mit der gleichen Einheit ausweisen, in der Regel als Kilowattstunden (kWh). Wärmeenergie taugt nicht zur Beleuchtung, mit mechanischer Energie läuft kein Fernsehgerät und kein Computer. Die Energie, die in der Kohle, im Erdgas und Erdöl, Uran oder im Wasser steckt, heißt, wenn sie gewonnen ist, Primärenergie.

Um die Primärenergie verwenden zu können, muß sie umgewandelt werden, zum Beispiel in Treibstoff, Heizöl, Heizgas, elektrischen Strom. Dann heißt sie Sekundär-Energie. Wenn sie in dieser Form beim Verbraucher ankommt, heißt sie End-Energie und wird, wenn sie als Benzin das Auto antreibt oder als Strom die Glühbirne zum Lichtspenden bringt, zur Nutz-Energie.

Ebenso lernt der Leser, daß bei der Umwandlung von Primär- in Sekundär-Energie und beim Transport bis zur End-Energie Energieverluste entstehen. Drei der fünfzehn Buchkapitel befassen sich jeweils mit der Wärme-, der mechanischen und der elektrischen Energie: wie der Mensch sie entdeckte, sie anzuwenden verstand, wie sie ihm körperliche Arbeit abnahm, wie sie die industrielle Revolution ermöglichte, wie sie zum Anstieg des Lebensstandards führte und was sie für sein Leben bedeutet.

Man erfährt, daß man (im Durchschnitt) zwei kWh braucht, um eine Wertschöpfung von einem Euro zu erzielen, daß es aber bei der Aluminiumproduktion für diese Wertschöpfung 30 kWh sein müssen, daß sich der Energiebedarf in Deutschland innerhalb der zurückliegenden fünfzig Jahre verdreifacht hat und das Internet mehr Energie verbraucht als alle Flugzeuge auf der Erde zusammen. Insgesamt beläuft sich der deutsche Verbrauch an Primär-Energie auf 4.000 Milliarden kWh im Jahr für ein jährliches Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 2.000 Milliarden Euro.

Das Buch macht bewußt, daß ohne Energie nichts geht, daß wir den hohen Lebensstandard nur dem hohen Energieeinsatz verdanken. Unser Wohlstand wird durch Energie bestimmt. Wird Energie verknappt und verteuert, ist dieser Standard gefährdet. Nicht jeder macht sich klar, wie sehr allein sein privater Haushalt mit wie vielen Geräten von der Versorgung mit Strom abhängig ist.

So vorbereitet wird der Leser zu den Eingriffen des Staates geführt. Da sind zunächst die verschiedenen Steuern und staatlichen Abgaben auf Energie, die sich nach Angaben der Autoren auf etwa den gleichen Betrag summieren, den das Beschaffen der Primärenergie kostet, nämlich rund 60 Milliarden Euro. Oder anders formuliert: Der Staat verteuert die Primär-Energie zwangsweise um das Doppelte.

Zusätzlich belastet werden die Verbraucher mit den Kostenfolgen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) bei ihrem Verbrauch an Strom, nämlich durch den Abnahmezwang von unzuverlässigem Wind- und Solarstrom, den hohen staatlichen Garantiepreis dafür sowie mit dem, was mit fossiler Energie betriebene Kraftwerke für die staatlich vergebenen CO2-Zertifikate aufzuwenden gezwungen werden.

Zu Recht attackieren die Autoren das EEG als unnötig kostentreibend, unsozial, umweltzerstörerisch, auch als Teil­enteignung, besonders aber das, womit es begründet wird: den Glauben, CO2 aus fossilen Brennstoffen führe mittels „Treibhauseffekt“ zu einer kritischen Erwärmung des Erdklimas. Daß dies in der Tat ein Irrglaube und geradezu ein Wahn ist, läßt sich vielfältig belegen. Einiges dazu findet sich im Kapitel „Klimahysterie und CO2-Verteufelung“.

Ebenso erfährt der Leser, daß sich mit Wind- und Solarstrom die Stromversorgung nicht sichern läßt, sondern sie nur künstlich verteuert wird. Kritisches findet er auch zum Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz, zur Energie-Einspar-Verordnung, zur verordneten Abschaffung der Glühbirne und zu den CO2 -Zertifikaten. Da diese Zertifikate auf das Erdklima so gut wie keinen Einfluß haben, sind sie für die Autoren nichts anderes „als eine verdeckte weitere Steuererhöhung“.

Als ein Desaster für die deutsche Wirtschaft und die Forschung, die bei der Kernkraft einst führend war, beschreiben die Autoren die „Anti-Atom-Bewegung“. Ausgerechnet der sicherste Reaktor, der Kugelhaufenreaktor in Hamm, sei demontiert worden. In knapper, aber überzeugender Weise erfährt man, was für ein Unfug das war und nach wie vor ist.

Ratschläge zum Einsparen von Energiekosten und ein Kapitel über Energien der Zukunft, darunter bei bestimmten Bedingungen auch Wind- und Solarenergie, runden das Buch ab. Sein Kern ist, dem Leser klarzumachen, daß der Wohlstand der Menschen direkt an die Energieversorgung gekoppelt ist und wie falsch, schädlich und verantwortungslos das Energiekonzept der Bundesregierung (JF 50/10) ist. Um den Wohlstand zu mehren oder auch nur zu halten, sei alles daranzusetzen, genügend und bezahlbare Energie jederzeit zur Verfügung zu haben.

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