© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  03/11 14. Januar 2011

Zeitschriftenkritik: Loyal
Überleben in asymmetrischen Kriegen
Sebastian Pella

Die vom Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr herausgegebene Zeitschrift Loyal  – Magazin für Sicherheitspolitik behandelt in der neuesten Ausgabe (Nr. 01/2011) den Themenschwerpunkt „Aufstand – Warum konventionelle Streitkräfte an Guerillagruppen scheitern“. In den erkenntnisreichen Ausführungen von Chefredakteur Marco Seliger („Der Kleine Krieg“) wird die geschichtliche Entwicklung der Aufstandsbekämpfung, beginnend mit den irregulären Truppen im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg (1775–1783) und den napoleonischen Erfahrungen in Spanien (1808–1813) und Rußland (1812/13) über Clausewitz’ theoretische Grundlegung des Guerillakampfes bis hin zu den Partisanenkämpfern in Algerien, Vietnam und Afghanistan im 20. Jahrhundert, plastisch dargestellt. Die Aufstandsbekämpfung im Rahmen des asymmetrischen Krieges stellt die regulären Truppen von Nato und USA in ihrem zehnten Einsatzjahr in Afghanistan weiterhin vor eine militärische Mammutaufgabe, die nur über die Einbeziehung der Erfahrungen vergangener Guerillabekämpfung sowie einen den politischen und historischen Traditionen Afghanistans verpflichteten Ansatz gelöst werden kann. Der Kampfeinsatz in Afghanistan wird daneben als Ausdruck einer gewandelten Aufgabenstruktur, die militärische Kriseninterventionen und „state-building“- Missionen als gleichberechtigt neben die klassische Landesverteidigung setzt, wahrgenommen und als militärische wie politische Notwendigkeit dargestellt. Obgleich ein militärtaktischer Strategiewechsel unter Isaf-Oberbefehlshaber David Petraeus mit dem Ziel, über einen lokalen Ansatz und unter Einbeziehung afghanischer Sicherheitskräfte die aufständischen Guerillakämpfer zu neutralisieren, stattfindet, verweist Seliger vor dem Hintergrund geschichtlicher Erfahrungen auf die hohe Wahrscheinlichkeit eines Scheiterns am Hindukusch.

Was militärische Aufstandsbekämpfung im 21. Jahrhundert in der Realität bedeutet, kann der Leser aus den Tagebuchaufzeichnungen eines deutschen Fallschirmjägers in Kabul erfahren. Der Kampfeinsatz unter permanenter Alarmbereitschaft fordert Kenntnisse der Guerillataktiken, die für asymmetrische Kriege überlebenswichtig sind. Dies wird auch in einem Beitrag über die Piraterie vor der ostafrikanischen Küste („Jagd auf die Kaperfahrer“) deutlich, wo moderne Seeräuber den Handelsflotten der Industrienationen erhebliche Verluste zufügen und nur mit Hilfe militärischer Kommandotrupps effektiv bekämpft werden können.

Abgerundet wird diese Ausgabe von Berichten über die Bundeswehrreform, die sicherheitspolitische Bedeutung der Wikileaks-Veröffentlichungen, die geplante Anschaffung von NH90-Sanitätshubschraubern für die Bundeswehr sowie der neu eingeführten Rubrik bedeutender „Persönlichkeiten der deutschen Militärgeschichte“, zu deren Beginn mit Götz von Berlichingen einer der schillerndsten Heerführer der Frühen Neuzeit im Fokus steht.

Kontakt: Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr e.V., Zeppelinstr. 7a, 53177 Bonn. Telefon: 02 28 / 25 90 90. Das Jahresabo für elf Ausgaben kostet 23 Euro. www.reservistenverband.de

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