© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  03/11 14. Januar 2011

Haltungsnote
Ein Rekrut tut gut
Christian Schwiesselmann

Der Abschied von der Wehrpflicht fällt manchem Konservativen schwer. Muß er aber gar nicht, wenn man die Dinge pragmatisch sieht. So wie Christian Ebbinghaus aus Staufen, der als einer der letzten Rekruten kürzlich seinen Wehrdienst in der Sigmaringer Graf-Stauffenberg-Kaserne antrat.

Der 19jährige stammt aus einer Offiziersfamilie und meint, daß man nur aus Überzeugung zur Bundeswehr gehen sollte. Andernfalls hätten die Ausbilder ständig mit Rekruten zu kämpfen, die keine Lust auf den Wehrdienst haben. Im Interview mit dem Freiburger Onlineportal www.fudder.de bewertete Ebbinghaus die Aussetzung der Wehrpflicht ganz abgeklärt-unsentimental: „Das ist in der Geschichte der Bundeswehr ein wichtiger Moment. Ich bin sehr stolz, dazuzugehören.“

Der Vertreter der letzten Generation von Wehrdienstleistenden fühlt sich in der Bundeswehr ernst genommen und hat – nicht zuletzt wegen vieler Freunde unter den Zeitsoldaten und Rekruten – seinen Wehrdienst um einen Monat verlängert. Am meisten imponiert ihm, daß alle an einem Strang ziehen. Diese Haltung zu Staat und Gemeinwohl, dem bonum commune, ist um so bemerkenswerter, vergegenwärtigt man sich die Einstellung vieler Gleichaltriger zum Vaterland. Wo sich das Gemeinschaftserlebnis auf Militanz gegen Castor-Transporte, feierliche Gelöbnisse von Soldaten, Polizisten und christliche Lebensschützer beschränkt, kann nur der Geist der Unfreiheit wehen, der Negation des Staates und seiner tragenden Säulen.

Der Rekrut Ebbinghaus läßt indessen Hoffnung auf eine Generation keimen, die unverkrampft sagen kann: „Ich wünsche mir, Disziplin zu lernen. Mein Kameradschaftsgefühl zu verbessern. Diese Werte möchte ich für mein zukünftiges Leben beibehalten.“

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