© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  04/11 21. Januar 2011

Umwelt
Verfehlter Bio-Zwang
Klaus Peter Krause

Noch ist das Superbenzin mit nunmehr zehn Prozent pflanzlichem Äthanol (E10) nicht zu haben, aber bald. Die Zwangsbeimischung soll vor allem dem Umweltschutz dienen: Anders als beim Verbrennen von Erdölbenzin werde bei dem von „Bio-Ethanol“ nur so viel CO2 freigesetzt, wie die betreffenden Pflanzen zuvor aus der Luft gebunden hätten. Schon diese CO2-Neutralität ist fragwürdig, weil Anbau und Fabrikation meist fossile Energie benötigen. Zudem stehen die Untersuchungen, was beim Verbrennen von „Bio-Ethanol“ entsteht, erst am Anfang. Immerhin wurde herausgefunden, daß sich dabei in relativ hoher Konzentration die Luftschadstoffe Formaldehyd und Acetaldehyd bilden. Auch sonst wird die Umwelt eher be- als entlastet. Stichworte sind Überdüngung, Bodenversauerung, Verluste an Artenvielfalt, tropische Brandrodungen, Luftverschmutzung durch Ruß, Stickoxide, Aerosole oder Dioxine. Selbst der Naturschutzbund warnt.

Im übrigen geben die unbelehrbaren, fanatischen „Klimaschützer“ den großen Mineralölfirmen mit dem E10 eine tolle Steilvorlage für eine noch undurchsichtigere Preispolitik gegen alle Bürger, die Auto fahren (müssen). Und diese Firmen werden ihre Mal-rauf-mal-runter-Preise als sichtbar hartes Ringen im Wettbewerb ausgeben. Man kann sich auch schon wieder das aufgeregte Flügelschlagen im Bundeskartellamt vorstellen, das seine markigen Sprüche klopft von Marktmacht, vom Verdacht auf Machtmißbrauch, von strenger Preiskontrolle – und zwangsläufig nichts erreicht. Erstens sollte es Preiskommissar ohnehin nicht spielen, und zweitens ist der wirkliche Machtmißbrauch am Benzinmarkt dem Staat und seinen Politikern anzulasten; die nämlich treiben den Spritpreis erst richtig hoch. Aber gegen die ist das Kartellamt machtlos, denn auf sie ist das Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen nicht anwendbar.

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