© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  04/11 21. Januar 2011

Aufgeschnappt
Zeitgemäße Anpassung
Matthias Bäkermann

Sie hatten sich so viel Mühe gegeben, die Bomber der Alliierten, die im Zweiten Weltkrieg 87 Prozent von Koblenz zerstörten. Von ehemals 23.700 Wohnungen blieben nur 1.500 unbeschädigt. Unzerstört blieb auch das ehemalige, 1937 im Stil der Zeit gebaute Reichsbankgebäude. Leider, findet Andreas Biebricher, Stellvertretender Kreisvorsitzender der CDU Koblenz, der sich daran stört, daß in unmittelbarer Nachbarschaft zur Adresse eines deportierten Juden „die Initiatoren der Grausamkeiten ein Denkmal auf Dauer erhalten sollen“, klagt er in der Koblenzer Rhein-Zeitung. Sorgen macht sich der Unions-Direktkandidat für die Landtagswahl im März vor allem über die Außenwirkung. „Durch die Bundesgartenschau werde Koblenz national und teilweise sogar international im Blickpunkt stehen“, mahnt Biebricher. Vom Koblenzer Baudezernenten Martin Prümm fordert er, daß bis dahin zumindest die an NS-Symbolik erinnernden Ornamente verschwinden und die Fassade zeitgemäß angepaßt wird.

Symbole der Nationalsozialisten wurden am Gebäude zwar schon nach 1945 beseitigt, aber man ahnt vielleicht, daß der hoheitliche Adler über der Tür früher einmal ein Hakenkreuz gehalten haben könnte. Auch Mäandermuster an den Fensterrahmen erinnern die CDU zu arg an Runen, was die Denkmalschutzbehörde bisher jedoch als einzigartig und erhaltenswert einschätzte.

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