© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  05/11 28. Januar 2011

„Eine Katastrophe“
Interview: Ex-Gorch-Fock-Kapitän Nickels Peter Hinrichsen
Felix Krautkrämer

Herr Kapitän Hinrichsen, wie bewerten Sie die Abberufung des Kommandanten der Gorch Fock, Norbert Schatz, durch Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg?

Hinrichsen: Ich finde den Vorgang sehr ungewöhnlich. Wenn ein Kommandant abgelöst wird, dann ist das für ihn eine ziemliche Katastrophe. Es wäre wichtig, beide Seiten zu hören, bevor Maßnahmen ergriffen werden. Bislang sind nur die Aussagen der Kadetten gegenüber dem Wehrbeauftragten bekannt.

Kennen Sie Kapitän zur See Schatz?

Hinrichsen: Er war mein Segeloffizier und ich kann nur Gutes über ihn sagen. Ein Marineoffizier, der sein Handwerk versteht. Ich kann mir nicht vorstellen, daß die derzeitigen Vorwürfe gegen ihn zutreffen.

Warum ist die Gorch Fock so wichtig für die Marine, geht es dabei um die Tradition?

Hinrichsen: Die Gorch Fock ist weniger aus Traditionsgründen wichtig für die Marine, denn aus Gründen der Ausbildung. Für die Kadetten geht es darum, sich als Gruppe zu bewähren. Wenn die Offiziersanwärter wieder von Bord gehen, dann hat das ihre Persönlichkeit gestärkt. Auf der Gorch Fock zählen andere Dinge als auf einem modernen Kriegsschiff. Hier braucht es Muskelkraft und Zusammenhalt. Die Anforderungen an die Kadetten werden nicht künstlich simuliert, sondern vom Wetter und der See vorgegeben. Das gibt es nur auf einem Segelschiff.

 

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