© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  05/11 28. Januar 2011

Von alten und neuen Atheisten
Verteidigungsschrift von Kardinal Brandmüller
Georg Alois Oblinger

Am 20. November hat neben dem Münchener Erzbischof Reinhard Marx auch Walter Brandmüller, der „Chefhistoriker des Vatikan“, aus der Hand Benedikts XVI. das Kardinalsbirett empfangen. Brandmüller hat den Ruf eines kompetenten Geschichtskenners, aber auch eines absolut romtreuen Verteidigers des katholischen Glaubens. Seine Stärke war es immer schon, weitverbreitetes Halbwissen zu korrigieren und Klischees zu entlarven. Einen Schwerpunkt seines wissenschaftlichen Forschens bildeten die Konziliengeschichte sowie die Auseinandersetzung um Galileo Galilei (1564–1642), der 1633 durch die römische Inquisition verurteilt wurde.

Der Theaterwissenschaftler und Konvertit Ingo Langner hat Brandmüller in Rom aufgesucht und mit ihm über den Atheismus gesprochen. Dabei kommt die Rede sowohl auf die klassischen Kritiker des Glaubens wie Karl Marx, Ludwig Feuerbach, Jean-Paul Sartre und Albert Camus als auch auf deren Epigonen neueren Datums. Letztere genießen bei den beiden Diskutanten allerdings merklich weniger Ansehen.

Der moderne Atheismus scheint in ideologischer Verblendung oftmals jene Fakten gar nicht wahrnehmen zu wollen, die den eigenen Thesen widersprechen. Hier fehle es an kritischem Geist. Aggression ersetze nicht selten die Argumentation. Auch mangele es an einer soliden Kenntnis des christlichen Glaubens, da man sich der Lektüre des Katechismus verweigere. So werde lediglich eine Zerrform des christlichen Glaubens bekämpft. Grundsätzlich lasse sich feststellen, daß der Atheismus seit einigen Jahren sehr kämpferisch auftritt. Wenn aber Gott gar nicht existiere, warum dann dieser Eifer?

Brandmüller konstatiert eine „von den Medien hochgejubelte Wiedergeburt des Gotteshasses“ bei Atheisten wie dem Evolutionsbiologen Richard Dawkins. Äußerst fatal wirkt es sich auch aus, wenn heute Atheisten Schützenhilfe durch lehramtskritische Theologen erhalten, die den Glauben selbst in Frage stellen. Die beiden Gesprächspartner orientieren sich im vorliegenden Buch am apostolischen Glaubensbekenntnis und versuchen, dieses für den kritisch denkenden Menschen von heute zugänglich zu machen.

Walter Kardinal Brandmüller, Ingo Langner: Vernünftig glauben. Ein Gespräch über Atheismus. Fe-Medienverlag, Kißlegg 2010, broschiert, 224 Seiten, 6,95 Euro

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