© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  05/11 28. Januar 2011

Umwelt
Bürokratie-Monstrum
Volker Kempf

Der Umweltverband „Allianz pro Schiene“ fordert vom Bund eine zusätzliche Milliarde Euro für die Infrastruktur der Bahn zur Bewältigung der „Winterprobleme“. Die Deutsche Bahn AG (DB) steht sich aber vor allem selbst im Weg. Ihr Bürokratismus kostet gleichfalls Image. Aber was stört das die DB, wenn der Staat immer etwas dazuschießt? Etwas zur Zufriedenheit der Kunden zu ändern kostet nichts, sondern erfordert nur die richtige Haltung ihnen gegenüber. Fast jeder Vielfahrer hat schlechte Nachrichten über die Bahn parat, so auch der Verfasser, der im vorigen Jahr eine Bahncard 50 (bringt 50 Prozent Rabatt) gekauft hatte. Zunächst gab es eine vorläufige Bahncard. Nach einigen Wochen wurde die ungültig, doch als Ersatz wurde nur eine endgültige Bahncard 25 zugeschickt, wie 2009.

Die nette Zugbegleiterin: „Am Schalter müßten Sie eine neue vorläufige Bahncard 50 bekommen.“ Aber von wegen, die Bahncard 25 wurde auch noch eingezogen und der volle Fahrkartenpreis abverlangt, nach der Devise: „Das können Sie sich zurückerstatten lassen, wenn die neue Bahncard 50 bei Ihnen angekommen ist.“ Die Bahncard 50 war nachweislich bezahlt, aber da der Verfasser den Kaufvertrag nicht auf Reisen dabeihatte, hieß es, er könne nicht beweisen, was er bestellt habe; vielleicht wurde ja nicht eindeutig angekreuzt. Die Bahn wünsche weiter gute Fahrt und bedankte sich für den erhaltenen vollen Fahrkartenpreis. Wer solche wahren Geschichten Bahnreisenden erzählt, tritt oft eine Lawine los; denn anderen geht es mit dem bürokratischen Monstrum Bahn ähnlich. Also doch lieber unbürokratisch Auto fahren? Nicht wenige denken so, die trifft man aber eher in der Autobahnraststätte und könnten eine „Allianz contra Schiene“ gründen – kommt vielleicht noch. Denn solange die DB keine Konkurrenz erhält, ist Besserung nicht in Sicht.

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