© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  05/11 28. Januar 2011

Leserbriefe

Zu: „Was jetzt passiert, ist Wahnsinn“, Interview mit Hans-Olaf Henkel, JF 4/11

Größtes Wirtschaftsverbrechen

Verantwortungslose und unfähige Politiker in der EU wollen nun das größte Wirtschaftsverbrechen in der deutschen Geschichte einleiten, den nach oben offenen sogenannten Rettungsschirm, der ein wirtschaftlicher Vernichtungsschirm ist und nur spekulativ handelnden Banken hilft, ihre verkorksten Bilanzen zu retten. Der sich daraus ergebende Schuldenberg des öffentlichen Haushalts wird am Ende über 5.000 Milliarden Euro betragen  – eine Belastung, die nur noch durch eine Währungsreform abgebaut werden kann.

Darüber kann auch die gegenwärtige kurzfristige wirtschaftliche Erholung nicht hinwegtäuschen. Der Euro-Kurs ist momentan so hoch, weil inzwischen auch Länder wie China und Japan Schrottpapiere von bankrotten EU-Ländern aufkaufen. Sie sichern damit nicht nur ihre Exporte in den Euro-Raum ab, sondern profitieren, wie die anderen Spekulanten, von den hohen Zinsen, die durch unsere Steuergelder zum Schaden für unsere eigenen Bürger abgesichert sind. Damit wird auch unser Land zerstört.

Herbert Gaiser, München

 

 

Zu: „Mangelnder Respekt vor der Realität“, JF 4/11

Ein Glashaus aus Panzerglas

Es ist keineswegs ungewöhnlich, daß nun massiver Protest aus Europa und in vorderster Reihe aus Deutschland auf Ungarn herniederprasselt. Wären die gleichen Mediengesetze durch eine regierende Linkspartei verabschiedet worden – der einmütige Beifall aus „Links­europa“ hätte kein Ende genommen. Daß wir in Deutschland und fast in ganz Europa offenbar in einer linken Medien- und Meinungsdiktatur angelangt sind, wird mit der auf Seite 2 abgedruckten Karikatur treffend veranschaulicht. Doch fehlen in der Darstellung dieses leider nicht nur mehr sprichwörtlichen Glashauses – es scheint mittlerweile aus Panzerglas – die Schießscharten, aus denen auf alles geschossen wird, was sich außerhalb dessen bewegt.

Eckhard Dube, Oderwitz (Sachsen)

 

 

Zu: „Abschreckendes Signal setzen“ von Harald Ströhlein, JF 4/11

Der Skandal ist das Batteriehuhn

Der eigentliche Skandal liegt darin, daß wir den Tieren Dinge zu fressen geben, die sie, könnten sie frei wählen, nie zu sich nähmen. Insofern sind die „Betriebe“ – von Bauern kann man meist nicht mehr reden – nicht ganz unbeteiligt an der Misere. Und wir Verbraucher dürfen nicht glauben, daß ein Batteriehuhn, das wir für 3,76 Euro im Supermarkt kaufen, im Laufe seines Lebens um die fünf Euro gefressen hat. Wir essen den ganzen Schrott mit, auch wenn er sich inzwischen in Fleisch verwandelt hat, inklusive des Leids, das den Tieren angetan wurde. Der Grenzwert bei Dioxin, das tausendmal giftiger ist als Zyankali, dürfte nicht bei einer Zahl, sondern sollte bei 0,0 liegen.

Dr. Joachim Pongratz, München

 

 

Zum Schwerpunktthema: „Die Macht der Homo-Lobby“, JF 3/11

Bauer sucht keinen Boyfriend

Auch uns Bauern will man in der Bauernzeitung (Berlin) ein Leben als „Gay-Farmer“ schmackhaft machen. Um unseren Agrar-Journalisten mal auf den Zahn zu fühlen, habe ich in einem – nicht veröffentlichten – Leserbrief die Frage gestellt, inwieweit ein schwuler Schäfermeister seinen eigenen toleranten Grundsätzen treu sein kann. Ich brachte als Beispiel einen schwulen Zuchtbock ins Spiel, welcher kein Interesse für Mutterschafe zeigt und mangels Lämmern den Besitzer in die Pleite steuert.

Gerhard Laugemann, Picher

 

Schon Kästner zeigte einen Vogel

Es scheint, als hätten die Homosexuellen schon immer den Drang verspürt, im Vordergrund stehen zu müssen. Sonst hätte Erich Kästner nicht schon viele Jahre zuvor diesen netten Vers geschrieben, der den Herren Beck, Wowereit & Co. ins Stammbuch geschrieben sei: „Von mir aus schlaft euch selber bei / Und schlaft mit Drossel, Fink und Star / und Brehms gesamter Vogelschar! / Mir ist es einerlei. /Nur schreit nicht dauernd wie am Spieß, / was ihr für tolle Kerle wärt! / Bloß weil ihr hintenrum verkehrt / seid ihr noch nicht Genies!“

Erika Fech, Lübeck

 

 

Zu: „Gerne mal Gott spielen“ von Birgit Kelle, JF 3/11

Polemisch, oder: nicht menschlich

Der Beitrag scheint mir sehr polemisch.Tatsächlich geht es weder um die befürchtete Selektion mit dem „blonden, blauäugigen Baby“ noch darum, Gott zu spielen. Die Wissenschaft bietet heute in Form der PID-Methode lediglich ein Verfahren an, wonach genetische Schäden an einem erst etwa drei Wochen alten Embryo, einem Zellhaufen, erkennbar sind. Es muß nun doch einem Elternpaar sowohl moralisch, ethisch und auch rechtlich ermöglicht werden, ein gesundes Kind zur Welt bringen zu wollen. Wer anderes verlangt, ist arrogant und hat offensichtlich keine Ahnung davon, welch ungeheure Belastung sich für Eltern schon vor, aber erst recht nach der Geburt eines behinderten Kindes ergibt. Daß Eltern eines solchen behinderten Kindes irgendwann mit der Pflege überfordert sind, dürfte wohl klar sein, und daß dieses schwerstbehinderte Kind dann in ein Pflegeheim abgeschoben wird, wohl auch. Also, bleiben wir menschlich.

Werner Christ, Überlingen

 

 

Zu: „Rote Mogelpackung“ von Detlef Kühn, JF 3/11

Vorwärts? Niemals vergessen!

Die ideologischen Entgleisungen Gesine Lötzschs von der Ultra-Linksfraktion sind nicht hinnehmbar. Wir dürfen nicht vergessen, daß die ehemalige DDR, installiert von Moskaus Gnaden, folgende antidemokratische Merkmale aufwies: Mordaufträge, Schießbefehle, Spitzelsystem, Mauerbau, Mangelverwaltung, Wahlfälschung, politisch instrumentalisierte Justiz und generelle Intoleranz. Zudem bot das Repressionssystem den RAF-Mördern ein sicheres Refugium. Es ist ein Skandal, daß einige Repräsentanten der Linkspartei den Massenmörder Stalin rechtfertigen. Sarah Wagenknecht entblödet sich nicht, Rosa Luxemburg zu imitieren, deren Ziel es war, eine Räterepublik nach bolschewistischem Vorbild zu errichten. Der historischen Wahrheit zuliebe darf nicht ausgeblendet werden, daß der Austria-Asylant aus Braunau unter anderem deshalb politischen Erfolg hatte, weil der Bürger die Bedrohung der Komintern fürchtete.

Heinz Brückner, Hamburg

 

 

Zu: „‘Skandalöse Kommunismus-Sehnsucht’“ von Felix Krautkrämer, JF 3/11

Versäumnis nach Herbst 1989

Wenn man das alles über den Kommunismus liest, fragt man sich unwillkürlich, warum wurde die kommunistische Partei nach der Wiedervereinigung nicht verboten? Mit dem gleichen Recht hätte man ja auch nach dem Krieg die NSDAP, natürlich unter anderem Namen und neuem Programm, wieder zulassen können, wie 1989 die SED. Im millionenfachen Mord, in unsäglichen grausamen Verbrechen standen sich beide Ideologien gegenseitig in nichts nach.

Karl-Heinz Bauer, Saarbrücken

 

 

Zu: „Massenmord war die Idee“, Interview mit Edvins Snore, JF 2/11

Gleiche Mittel, ungleiche Ziele

Hier wird die Frage aufgeworfen, ob Nationalsozialismus und Kommunismus zwei Seiten derselben Medaille sind. Ja, sie sind es im Hinblick auf die Mittel, indem sie die Arbeiterschaft und damit das größte Wählerpotential zu ihrer Zugmaschine machten. Nein, im Hinblick auf ihr Ziel: Im Kommunismus ist es die Gleichheit durch Beseitigung der Oberschicht, im Nationalsozialismus durch die Gleichheit des Volksbewußtseins, geprägt von einer alle Schichten durchdringenden Gesinnungsethik unter Beibehaltung der differenzierten Gesellschaftsstruktur. Dennoch bedienen sich beide der ideologischen Unterwerfung unter das Primat der Gemeinschaft.

Dr. Eberhard Reusse, Rom

 

Kapital nicht ohne Proletariat

Die Wiederbelebung der linken Ideen liegt durchaus im Trend der fortschreitenden Globalisierung, weil wie die Diktatur des Proletariats, so auch die Diktatur des Kapitals eine dialektische Einheit bilden und beide einen gemeinsamen Feind haben: das konservative Bürgertum mit dem Hang, das Bewährte – Familie, Nation, Kultur, Volk, Staat – zu bewahren. Daß es nach dem Zusammenbruch des Kommunismus mit hundert Millionen Opfern bald schon wieder zu einer linken Tendenz kommt, sah schon Nietzsche voraus: „Denn so ist der Mensch. Ein Irrtum könnte ihm tausendfach widerlegt werden – gesetzt, er habe ihn nötig, er würde ihn immer wieder für wahr halten.“

Franz Harder, Leopoldshöhe

 

 

Zu: „Zynische Mißachtung deutschen Lebens“ von Dag Krienen, JF 3/11

Bis heute keine konkrete Antwort

Um 1960 stand eines Tages in der Zeitung, man wäre beim Verlegen von Erdleitungen für die Post in der Gegend von Rastatt auf ein großes Leichenfeld gestoßen, auf dem Bäume gepflanzt waren. Sofort legten sämtliche bundesdeutschen Medien los, mit deutschen Verbrechen unglaublichen Ausmaßes. Eines Tages meldete sich jemand: Das sind die Toten aus dem amerikanischen Kriegsgefangenenlager. Schlagartig war in der Presse und von der Politik kein Wort mehr zu hören. Ich habe später versucht, Antworten darauf zu bekommen: Wo genau liegt das Feld? Wie viele Tote lagen dort? Was hat man mit den Gebeinen gemacht? Weder mir noch anderen gelang es, auch nur eine konkrete Antwort zu bekommen.

Dieter Hoppe, Melsungen

 

 

Zu: „Was von der Herrlichkeit übrigblieb“ von Paul Leonhard, JF 2/11

Besitz versus Vaterland

Es ist wirklich „toll“, daß die von Donnersmarcks 1921 für Polen optierten. Andere schlesische Adlige waren dann doch nicht so sehr auf den Erhalt ihres Besitzes orientiert, sondern auf den Erhalt ihres Vaterlandes. Als der Vater von Florian Henckel von Donnersmarck sein polnisches Abitur nachholte, kämpften und starben Deutsche auf dem Annaberg.

Frank Grimmeisen, Pasewalk

 

 

Zu: „Rufmord aus dem Bauch heraus“ von Fritz Zwicknagl, JF 51/10

Bezeichnendes Licht auf Minister

Man tut gut daran, das Buch von Peter Struck gleich wieder aus der Hand zu legen. Es ist einfach nicht wichtig und schon dem flüchtigen Leser entpuppt es sich als das, was es ist: ein typisches Buch eines Politikers, dem vor allem an der Pflege seiner Eitelkeiten gelegen ist.

Und doch besteht zumindest indirekt ein Wert in dieser Veröffentlichung. Struck rühmt sich in seinem Buch der mit politischer Tatkraft durchgeführten Entlassung des Kommandeurs der Spezialkräfte, Brigadegeneral Günzel. Ob es wirklich eine „Heldentat“ war, mit breiter medialer Unterstützung einen unbescholtenen und verdienten Offizier öffentlich zu beleidigen und ihn, ohne Anhörung in der Sache, binnen Stunden zu entlassen, wirft ein bezeichnendes Licht auf diesen Minister. Immerhin war Struck auch Günzels oberster Disziplinarvorgesetzter. Ein Kompaniechef, der einen unterstellten Soldaten ohne rechtliches Gehör für ein Dienstvergehen disziplinarisch bestraft und darüber hinaus noch öffentlich gedemütigt hätte, wäre dafür mit großer Sicherheit zur Rechenschaft gezogen worden. Nicht so bei Struck. Was dieser sich als Heldentat zurechnen lassen möchte, war in Wahrheit nur schäbig.

Er konnte sich diese Vorgehensweise auch deshalb problemlos erlauben, da er sicher sein konnte, daß seitens der Generalität seine Handlungsweise beflissen mitgetragen würde. Und so kam es denn auch: Das von Zwicknagl beschriebene Verhalten der unmittelbaren Vorgesetzten des General Günzel hatte mit der (gesetzlichen) Pflicht zur Kameradschaft, die selbstverständlich auch für Generale gilt, rein gar nichts zu tun. Eigentlich war das noch schäbiger als das nicht akzeptable Verhalten des Ministers selbst.

Rudi Ehninger, Brigadegeneral a.D., Kirchheim

 

 

Zu: „Preußische Gangart für den Sozialismus“ von Karl-Heinz Kuhlmann, JF 51/10

Emfehlung ist eine Fehlleistung

Diese Buchbesprechung („NVA – Die roten Preußen?“) ist wirklich die Höhe! Daß in den Grundsatzartikeln des Militärhistorikers Wünsche 20 Jahre nach der Wiedervereinigung immer noch freigebig das Adjektiv „faschistisch“ benutzt wird, ist wohl Sozialisationsfolge. Bei der beliebten Exkulpationsformel, daß die NVA die einzige Armee auf deutschen Boden gewesen sei, die keinen Krieg geführt hat, vergißt er zwei Dinge: Bei der Intervention in der CSSR standen zwei Divisionen der NVA als „Reserve der Front“ an der Grenze und wurden – entgegen dem ausdrücklichen Wunsch von Ulbricht – auf Intervention der Sowjet-union nicht eingesetzt. Zum anderen haben die Grenztruppen der DDR als vierter Truppenteil der NVA mit Maschinenkarabiner, Minen und Selbstschußanlagen einen jahrelangen Krieg mit Hunderten von Toten an der Grenze gegen das eigene Volk geführt.

In einem weiteren Beitrag erfahren wir, daß das Erbe Scharnhorsts von der NVA besser gepflegt wurde als von der Bundeswehr. Abgesehen davon, daß hierfür keine Belege erbracht werden und daß Scharnhorsts Erbe darin bestand, den Stellenwert des Menschen und seine Position gegenüber hoheitlicher Gewalt neu zu bestimmen, forderte dieser vom Militär die konsequente Erziehung zum selbständigen Denken und Handeln und das Einräumen eines gewissen Maßes an Selbständigkeit. Er gab die Impulse für das Prinzip des Führens durch Auftrag, gemeinhin als Auftragstaktik bezeichnet. Auftragstaktik und NVA haben jedoch genausoviel Gemeinsamkeiten wie Rembrandt und Weinbrand. Die Empfehlung des Buches durch den Rezensenten war eine Fehlleistung.

Bernd Walter, Königs Wusterhausen

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