© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  06/11 04. Februar 2011

Der linke Mob macht mobil
Gewalt gegen Studentenverbindungen: Convent Deutscher Akademikerverbände stellt Statistik für 2010 vor / Sach- und Personenschäden sind an der Tagesordnung
Nils Wegner

Burschis aufs Maul“, „Burschenschaften zersprengen“, „Verbindungen kappen“ – nur einige der Kampfparolen, mit denen selbsternannte Antifaschisten das Internet und – mittels Sprühdose oder gar Brandbeschleuniger– auch Korporationshäuser überziehen. Brandanschläge auf die Korporationshäuser der Burschenschaften Rheno-Germania Bonn (März 2010) und Markomannia Greifswald (April). Versuchte schwere Körperverletzung gegen Mitglieder der Göttinger Burschenschaft Brunsviga (Juli) und Sachbeschädigung am Haus der Brünner Burschenschaft Libertas zu Aachen (Juni) sind nur einige Beispiele.

Die Gewalttätigkeiten gegen Verbindungsstudenten und ihre Häuser nehmen unverkennbar immer weiter zu, und in der Regel stammen die Täter aus dem linksextremen Spektrum. Dies belegt die Studie „Gewalt gegen Korporationen – Eine Dokumentation über das Jahr 2010“, die am 28. Januar vom Convent Deutscher Akademikerverbände (CDA) in Frankfurt vorgestellt wurde. Dabei handelt es sich um eine Arbeitsgemeinschaft von zwölf verbindungsstudentischen Dachverbänden mit insgesamt etwa 40.000 Mitgliedern.

Der Historiker Frank Grobe, Alter Herr der Burschenschaft Teutonia Aachen, hat nun auf über einhundert Seiten akribisch und detailreich zahllose Übergriffe des vergangenen Jahres festgehalten und nach diversen Faktoren aufgeschlüsselt. Straftatbestände fanden dabei ebenso Berücksichtigung wie Fortschritte etwaiger Ermittlungsverfahren, mögliche politische Hintergründe oder die Dachverbandszugehörigkeit der betroffenen Studentenverbindung.

Demnach läßt sich unter anderem ablesen, daß über die Hälfte aller Angriffe auf Mitglieder der Deutschen Burschenschaft verübt wurden – dies sei jedoch kein Grund für andere Dachverbände, beruhigt zu sein, wie Grobe auf der Pressekonferenz betonte: „Die Gegner des Korporationswesens achten nicht auf Unterschiede bei den Korporationsarten.“ Feindbilder der Angreifer seien nicht einzelne Verbindungen oder Verbände, sondern die dahinterstehenden Ideale – das Lebensbundprinzip, der Erziehungs- und Elitegedanke sowie das Bekenntnis zu Traditionen insgesamt.

Letztlich sei es natürlich jedermanns gutes Recht, studentische Korporationen abzulehnen. „Aber das Recht hat auch seine Grenzen“, so der CDA-Vorsitzende Joachim Schön. Gewalt sei als Mittel der Auseinandersetzung stets abzulehnen. Dennoch nähmen Übergriffe gegenüber Verbindungen immer mehr zu; die Lage müsse daher endlich verstärkt an die Öffentlichkeit getragen werden. Ein erster Schritt dazu sei mit der vorliegenden Studie getan. Gleichsam beklagte er das Totschweigen von Attacken von seiten der Presse, lobte jedoch auch die sehr positive Vorabberichterstattung durch Süddeutsche Zeitung und FAZ über die Studie. Es sei von enormer Wichtigkeit, daß endlich auch die Politik Anlaß zum Handeln sähe. Lokale Ermittlungsbehörden zeigten sich – statistisch belegt – oftmals unwillig und nachlässig bei der Verfolgung selbst schwerwiegender Delikte wie Brandstiftung und gefährlicher Körperverletzung; an Tatorten zurückgelassenen Erkennungszeichen linksextremer Gruppen wie Aufklebern oder Graffiti werde vielfach keine Aufmerksamkeit geschenkt. Diese traurige Realität rutsche bisweilen gar ins Absurde ab, wie Grobe anmerkte: So würden in Göttingen Verbindungsstudenten auf Vatertagsausflug von mehreren Einsatzwagen der Polizei eskortiert, und in Halle/Saale habe der Staatsschutz sich mehr für die auf dem betroffenen Verbindungshaus ausliegenden Zeitungen interessiert als für die verübte Straftat.

Insgesamt nehme angesichts solcher Nachlässigkeiten das Vertrauen der Studenten auf Schutz durch die staatlichen Institutionen rapide ab. Nur etwa zwei Drittel der 2010 verzeichneten Anschläge sei zur Anzeige gebracht worden, und vereinzelt habe es bereits Rufe nach einem „akademischen Selbstschutz“ gegeben. Der drohenden Entstehung eines rechtsfreien Raumes vorzubeugen, solle mit der vorliegenden Studie geholfen werden, sagte Grobe auf Nachfrage eines anwesenden dpa-Vertreters. Der Staat müsse seine Schutzfunktion endlich konsequent wahrnehmen, wie es auch der innenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Hans-Peter Uhl, gefordert habe: „Der Rechtsstaat hat auch die Unversehrtheit der Korporationen zu schützen.“ Gelinge dies nicht, so sei bei einer weiteren Eskalation der Angriffe im Laufe des neuen Jahres mit dem ersten getöteten Korporierten zu rechnen. Dieser bedrohlichen Zukunftsaussicht sandte Grobe abschließend ein beschwörendes Zitat Leopold von Rankes nach: „Wollt ihr die Unterschiede vernichten, hütet euch, daß ihr nicht das Leben tötet!“

 www.akademikerverbaende.de

Foto: Farbanschlag gegen das Haus der Brünner Burschenschaft Libertas zu Aachen:  Was oftmals als „harmloser“ Farbanschlag beginnt, endet nicht selten in der Anwendung von Gewalt und Brandbeschleunigern / Aufruf der antifaschistischen Rosa Aktion gegen Verbindungsstudenten (r.)

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