© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  07/11 11. Februar 2011

Umwelt
Bienen in Gefahr
Michael Howanietz

Seit Jahren sorgt das als Co­lony Collapse Disorder (CCD) bekannt gewordene Massensterben von Bienen weltweit für Schlagzeilen. In Deutschland tut das nun auch das zur CCD-Ursachenforschung eingesetzte Bienenmonitoring. Eine von den Naturschutzverbänden Nabu und BUND veröffentlichte Studie unabhängiger Wissenschaftler übt scharfe Kritik an den Rahmenbedingungen der Erhebung. Das Langzeitprojekt, als Reaktion auf die hohen Winterverluste vieler Bienenvölker initiiert, verstoße gegen wissenschaftliche Grundsätze wie Transparenz, Unparteilichkeit und Objektivität. Methodische Mängel und falsche Stichprobenauswahl seien augenfällig. So sei der Befall durch die eingeschleppte Varroamilbe fälschlicherweise als Hauptgrund der Überwinterungsverluste dargestellt worden. Tatsächlich wären auch zusätzlicher Parasitenbefall, Infektionen und Umweltstreß sowie einseitige Ernährung als Kardinalursachen zu erwähnen.

 „Zu wenige Bienenvölker wurden für die Untersuchungen ausgewählt. Die Anwendung von Pestiziden auf den anliegenden Feldern wird erst gar nicht untersucht und die statistischen Methoden sind wissenschaftlich zweifelhaft“, urteilte Nabu-Vize Christian Unselt. BUND-Chef Hubert Weiger bestätigt: „Die bisherigen Erkenntnisse zu den Ursachen des Bienensterbens sind kein Freispruch für Pestizide. Diese tragen eine wesentliche Mitschuld am Tod vieler nützlicher Insekten und anderer Tiere.“ Und das führt zum eigentlichen Hauptkritikpunkt: Die Hälfte des CCD-Projekts wurde von der involvierten Industrie getragen: BASF, Bayer und Syngenta saßen im Projektrat, also genau jene Konzerne, die die bienengefährdende Pestizide herstellten. Ein Beizmitteleinsatz am Ober-rhein aus dem Jahr 2008, der zum Verlust von 20.000 Bienenvölkern geführt habe, wurde deshalb gar nicht im Bericht erwähnt.

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