© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  07/11 11. Februar 2011

Aufgeschnappt
Tretminen gegen Rechts
Matthias Bäkermann

Der zufällige Erwerb eines größeren Postens Hemden – ursprünglich für Lettow-Vorbecks Truppen in Afrika vorgesehen –, die Gerhard Roßbach Ende 1923 den sich neu formierenden SA-Truppen aus Österreich mitbrachte, hat in der politischen Farbenkunde bis heute Spuren hinterlassen. Als Lieblingsfarbe konnte das Braun von Hitlers Parteihemden (Mutter Kempowski: „Ascheimerleute“) sich letztlich trotz aller Gewalt nicht etablieren, einzig das Witzeln beim politischen Gegner über die „Kotfarbe“ bewies Nachhaltigkeit.

Sogar achtzig Jahre später fand die Hamburger Werbeagentur Draftfcb die Zote immer noch pfiffig genug, um sie für einen neuen Schlachtplan „gegen rechtes Gedankengut“ neu zu erfinden. Mit zwei Organisationen, die den Kampf gegen Rechts auf ihre Fahne geschrieben haben („Laut gegen Nazis“, „Aktion Zivilcourage“) und einer Initiative gegen die Stadtverunreinigung durch Hundekot („stadt&hund“) werden nun überall in der Hauptstadt der Bürgersteig-Tretminen (Berlin) Hundekot-Beutel mit dem Aufdruck „Das Braune muß weg“ verteilt. So sollen „Tausende von Hundehaltern über Rechtsextremismus nachdenken und durch Spenden aktiv werden“, hofft das Projekt. Spannend ist, ob dieser hochpolitische Auftrag jetzt nicht sogar im linksextremen Milieu zum Beseitigen der Exkremente eigener oft mitgeführter Hundemeuten anstachelt.

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