© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  08/11 18. Februar 2011

Umwelt
Grüne Grenze
Volker Kempf

Der einstige Grenzstreifen zwischen DDR und Bundesrepublik Deutschland ist heute in ein „grünes Band“ umfunktioniert worden. Es handelt sich um ein Naturschutzgebiet, das von der Ostsee bis Bayern reicht. Die letzte Lücke dieses „Bandes“ wurde in Sachsen-Anhalt erst in diesem Jahr geschlossen. Es war dies ein 1.700 Hektar großes Teilstück. Das „grüne Band“ ist damit das größte Biotopverbundsystem Deutschlands und ein nationales Naturerbe. Eine Bestandsaufnahme zu Anfang der 1990er Jahre verzeichnete 160 bedrohte Arten.

Durch die Umwandlung des einstigen Grenzstreifens in ein Naturschutzgebiet blieb ein mahnendes nationales Denkmal vor Baggern und Baufirmen verschont. Die Selbst­schußanlagen sind demontiert, Tretminen weithin geräumt. Zu sehen sind noch die Beton­wege, auf denen Grenzsoldaten ihre Kontrollfahrten machten. In Museen in der Nähe des früheren Grenzgebietes sind auch Abhöranlagen, Stasiprotokolle und vieles mehr zu sehen, was die DDR zu einem Überwachungsstaat machte.

Wenn heute ganze Schulklassen von West nach Ost pilgern, um etwa Konzentrationslager zu besichtigen, so sollte hier ein Zwischenstopp eingelegt werden. Denn alles andere wäre blasiert gegenüber der deutschen Geschichte, die nicht  1945 endete, sondern mit ihrem totalitären Wahnsinn in einem Teil des Landes unter anderen ideologischen Vorzeichen weiterging.

Daß das „grüne Band“ mittlerweile vor allem die Biologie als Schulfach berührt und die Geschichte überlagert, kommt als Nebeneffekt hinzu. Denn die Geschichte Deutschlands ist auch nach 1989 weitergegangen. Das ist gut so. Hingegen ist es bedenklich, daß immer noch unbelehrbare Leute wie Gesine Lötzsch Wege zum Kommunismus suchen. Hierüber sollten mutige Lehrer mit mündigen Schülern diskutieren.

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