© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  09/11 25. Februar 2011

Christiane Underberg. Die erfolgreiche Unternehmerin baut auf konservative Werte
Die Beständige
Bernd-Thomas Ramb

Semper idem“ – „Stets derselbe“. Ausgerechnet das Motto der englischen Puritaner, die weltlichen Genüssen bekanntlich fernstanden, hat die Familie Underberg 1846 zum Namen ihrer Firma erkoren. Ihr Flaggschiff, der bekannte Magenbitter in der kleinen braunen Flasche, zählt, wie die Firma selbst, zu den wenigen Traditionsbeständen der Deutschen, die die Wirren der letzten 150 Jahre überstanden haben: Bis heute ist Underberg ein Familienunternehmen.

In vierter Generation führen Emil und Christiane Underberg die Geschäfte. Unter ihnen ist die Semper idem GmbH, zu der auch der Weinbrandhersteller Asbach gehört, zuletzt durch Kooperation mit einem französischen Partner zum inzwischen drittgrößten Lieferanten für Weine und Spirituosen in Deutschland aufgestiegen.

Obwohl das Motto „semper idem“ bei Underberg im Gegensatz zu den Puritanern keine religiöse Bedeutung hat, sondern in der Zeit, bevor industrielle Normierung Standard wurde, die „stets gleichbleibende Qualität und Wirkung“ des Kräuterlikörs herausstellen sollte, führt dessen christliche Interpretation direkt zu Christiane Underberg. Die 1939 als Christiane Schattauer-Klönne in Frankfurt (Oder) geborene Senior-Geschäftsführerin zählt zu der kleinen Schar von Unternehmern, die sich offen und nachdrücklich zu ihrer katholischen Überzeugung bekennen: „Ich bin für Flagge-zeigen“, so Christiane Underberg, und das tut die Firma, etwa an diesem Wochenende in Nürnberg auf dem evangelikalen „Kongreß christlicher Führungskräfte“, einem der größten Treffen für christlich-konservative Unternehmer und Manager in Deutschland (JF 10/09). Oder beim Bund Katholischer Unternehmer, wo Christiane Underberg konfessionell natürlich besser hinpaßt: „Sicher habe ich auch etwas Missionarisches“, räumte Underberg schmunzelnd im Interview mit einem Wirtschaftsmagazin ein.

Mit der Politik hat es die ursprünglich gelernte Hauswirtschaftslehrerin nur kurz versucht. Einen Ausflug in die CDU-Frauenunion beendete sie mit der Einsicht: „Ich weiß nicht, wofür wir eine Frauenvereinigung haben. Ich kenne kein Problem, das ohne Männer gelöst werden könnte.“ Allerdings verweigerte sie sich nicht, als Bundeskanzlerin Merkel sie 2007 und 2008 in den exklusiven Rat für Nachhaltige Entwicklung berief, der die Bundesregierung berät.

Inzwischen teilen sich Christiane Underberg und ihr Mann die Unternehmensführung mit ihrer Tochter Hubertine. Vier Kinder hat sie großgezogen, und trotz ihrer Geschäftsführertätigkeit betrachtet sie es als „meine erste Aufgabe, daß mein Mann im Lot ist“, wie sie, wohl zum Entsetzen der Feministinnen, einer christlichen Journalistin gegenüber verriet. Die Erfolgsfrau Christiane Underberg beweist also einmal mehr, daß konservative Positionen alles andere als fortschrittsfeindlich sind.

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