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© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 09/11 25. Februar 2011
Blick in die Medien Diese Meldung hat es vor einer Woche in viele Nachrichtensendungen geschafft: Der IBM-Supercomputer Watson hat bei dem amerikanischen Fernsehquiz Jeopardy zwei Kontrahenten aus Fleisch und Blut besiegt. Watson triumphierte, weil er wußte, daß Plattdeutsch ein Dialekt aus Germany ist. Jeopardy (lief bis 1998 auch bei RTL) ist ein Spiel, bei dem die Teilnehmer eine Frage zu einer Antwort formulieren müssen. Also zum Beispiel: „Er regierte Deutschland von 1982 bis 1998.“ Richtige Frage dazu: „Wer war Helmut Kohl?“ Ein Computer, der hier mithalten kann, muß auch Zusammenhänge erkennen. Watson kann das. Fazit der Medienberichte: Das ist der endgültige Sieg der Technik. So sind auf Seiten von Islamkritikern oft Heiratsangebote von Musliminnen zu sehen Dabei wird übersehen, daß im Alltagsgebrauch der Mensch den Computer bei gedanklichen Kombinationen noch immer um Längen schlägt. Anders wäre es nicht zu erklären, warum Internetseiten mit Werbebannern immer öfter ironische – um nicht zu sagen zynische – Ergebnisse ausspucken. Beispiel: In einem Bericht auf Focus online über die Plagiatsvorwürfe gegen Karl-Theodor zu Guttenberg erscheint plötzlich Werbung: „Doktor-Titel – Riesenauswahl bei Ebay, billig kaufen und verkaufen“. Diese Werbebanner sind so programmiert, daß sie den Seiteninhalt interpretieren und dann dazu passende Werbung einspielen. Also Bier für Fußballinteressierte, Kosmetika für Frauen, Spielzeug für Kinder. Peinlich wird es aber, wenn die künstliche Intelligenz ignoriert, in welchem Duktus der Text verfaßt ist: So sind auf Seiten von Islamkritikern oft Heiratsangebote von verschleierten Musliminnen anzutreffen – und Werbung von Korporationen auf den Seiten von linksradikalen Burschenschafterhassern. Wir lachen darüber. Der Computer kann nicht lachen, weil er emotionslos ist. Noch ein Grund mehr, weshalb der Mensch der Maschine am Ende doch überlegen ist. |