© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  10/11 04. März 2011

Frisch gepresst

Landsberg. Mit Mark Twain beginnend, bei William Faulkner lange nicht endend, haben viele US-Intellektuelle vor den USA als Nation potentieller Lynchmörder gewarnt. Dagegen läßt sich, mit der inzwischen in vierter Auflage gedruckten Dokumentation von Heinrich Pflanz über „Die Hingerichteten von Landsberg“ vor Augen, ein Gegenbeweis schwer führen. Nach Landsberg kamen seit Ende 1945 die in den Nürnberger Folgeprozessen, den Dachauer Kriegsverbrecherprozessen und vielen Einzelprozessen vor US-Militärgerichten zum Tode verurteilten Häftlinge. 285 Menschen wurden bis 1951 in Landsberg „aufgeknüpft“. Abgesehen von einigen Mördern aus dem Heer freigelassener osteuropäischer Häftlinge und Zwangsarbeiter erfolgten Verurteilungen überwiegend aufgrund von Verfahren, die jeder Rechtsstaatlichkeit Hohn sprachen. Dies galt primär für jene Angeklagten, denen die Tötung von auf Reichsgebiet abgestürzten Bomberbesatzungen der US- und Royal Air Force vorgewurfen wurde. Pflanz’ erschütternder Report stellt der „Zivilität“ der Befreier, an denen sich die Bundesdeutschen auf ihrem „Weg nach Westen“ moralisch orientieren sollten, nicht das allerbeste Zeugnis aus. (ob)

Heinrich Pflanz: Die Hingerichteten von Landsberg und der Spöttinger Friedhof, S. Bublies Verlag, Schnellbach 2010, gebunden, 424 Seiten, Abbildungen, 29,80 Euro

 

Selbstversorgung. Für Michael Grandt steht spätestens seit seinem Bucherfolg „Der Staatsbankriott kommt“ fest, daß er und seine Familie im Falle eines Falles auf sich selbst angewiesen sind und auf niemand anderen – schon gar nicht den Staat – zu hoffen braucht. Da Autarkie das beste Mittel für eine Krisensicherheit ist, ist das nun zusammen mit seiner Frau veröffentlichte „Handbuch der Selbstversorgung“ folgerichtig. Detailliert geht das Autorenpaar auf alle möglichen Facetten ein, die ein „Überleben in der Krise“ möglich machen: Gemüseanbau und Kleintierzucht, Energieversorgung, Sicherung des Ersparten, ärztliche Grundversorgung bis hin zu Tips, wie man sein Grundeigentum gegen Marodeure verteidigt, alles wird kenntnisreich dargeboten. Blöderweise sind insbesondere für (Groß-)Stadtbewohner viele Anregungen leider wenig praktikabel. Immerhin kann dem urbanen Publikum das Werk perfekt zur Befriedigung des auch dort grassierenden „Landlust“-Lebensgefühls dienlich sein. (bä)

Marion und Michael Grandt:   Das Handbuch der Selbstversorgung. Überleben in der Krise. Kopp Verlag, Rottenburg 2010, gebunden, 312 Seiten, Abbildungen, 19,95 Euro

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