© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  10/11 04. März 2011

Aufgeschnappt
Neues aus dem Taka-Tuka-Land
Matthias Bäkermann

Kaisa Ilunga ist Ehrenmitglied im Bonner Integrationsrat. In diesem Gremium erhob der am Rhein lebende Journalist vergangene Woche schwere Kritik an rassistischen Wirrungen. Schuldig daran sei letztlich Ephraim Langstrumpf, der in Astrid Lindgrens Kinderbuch von 1945 fern von seiner Tochter Pippi als „Negerkönig“ im fernen Taka-Tuka-Land regiert. Bereits in der 68er-Zeit meckerten moralinsaure Pädagogen an vermeintlich rassistischen Ausdrücken herum, allerdings wehrte Lindgren bis zu ihrem Tode 2002 alle Forderungen ab, die Texte politisch korrekt zu frisieren. Erst 2009 hatte der Verlag Friedrich Oetinger dann endlich die Wörter „Neger“ oder „Zigeuner“ eliminiert, im Neusprech waltet Pippis Vater seitdem als „Südseekönig“.

Das ist Ilunga, gebürtiger Kongolese, aber nicht genug. Denn immer noch hätten Bonner Bibliotheken alte Pippi-Bücher nicht komplett ausgetauscht, auch heute vergifteten Lehrer arglos die Kinderhirne mit überholtem Lesestoff: „Warum haben bis jetzt das Schulamt Bonn und das Schulministerium in Düsseldorf dieses und weitere Schulbücher mit rassistischen Aussagen nicht zensiert?“ zürnt der 54jährige Sprachwächter im General-Anzeiger. Zumindest in Bonn „nimmt man die Bitte des Herrn Ilunga sehr ernst“, verspricht Stadtsprecherin Monika Frömbgen. Demnächst würden alle kritisierten Bücher peu à peu ausgetauscht.

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