© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  11/11 11. März 2011

Geschlecht vor Leistung
Bundeswehr: Eine Studie des Instituts für Staatspolitik nimmt die Wehrtauglichkeit von Frauen unter die Lupe
Martin Böcker

Am 8. November 2011 gab die Bundeswehr den Tod einer 25 Jahre alten Offiziersanwärterin der Marine bekannt. Während der Ausbildung an Bord des Segelschulschiffs „Gorch Fock“ fiel sie aus der Takelage und verunglückte tödlich. Daraufhin entbrannte in der deutschen Öffentlichkeit eine Diskussion über die Zustände an Bord, in der Bundeswehr und über das Verhalten des Verteidigungsministers gegenüber Kapitän Schatz, dem Kommandanten des Schiffes.

Die näherliegende Frage, ob Frauen für den Dienst an Bord oder überhaupt für den Militärdienst geeignet seien, schien für die Öffentlichkeit keine Rolle zu spielen – offenbar wird die Frau als selbstverständlicher Teil der Bundeswehr hingenommen. Nicht so beim Institut für Staatspolitik in Schnellroda. In dessen 17. Heft der Wissenschaftlichen Reihe geht die Arbeitsgruppe „Krieg und Krise“ eben dieser Frage über den „ideologisch begründeten Einsatz von Frauen in den Streitkräften und seinen Konsequenzen“ nach.

Zunächst wird der „Skandal“ nach dem Unfalltod der Kadettin chronologisch dargestellt: die angebliche Meuterei einiger Offiziersanwärter, das Krisenmanagement des damaligen Verteidigungsministers und die Diskussion in der Öffentlichkeit. Die Autoren bewerten den Vorgang nicht, sondern eröffnen die Diskussion über Frauen in der Armee, die bislang nur der israelische Militärexperte Martin van Creveld geführt habe: „Die wachsende Anzahl von Frauen in einer Armee ist sowohl Symptom als auch Ursache für deren Niedergang.“

Nach einem historischen Abriß über Frauen bei der Bundeswehr kommt die Arbeitsgruppe auf den Kern ihrer 48seitigen Studie, den „Einsatz von Frauen in den Streitkräften“. Dabei belegen die Autoren anhand von Erfahrungen und Untersuchungen der britischen und amerikanischen Streitkräfte, daß die meisten Frauen hinsichtlich Kraft, Ausdauer und Verletzungsanfälligkeit den meisten Männern unterlegen sind. Besonders griffig erscheint hier der Vergleich zum Sport: Niemand fordere, daß Frauen und Männer beim Rugby, beim Ringen oder in einem Boxkampf gleichberechtigt gegeneinander antreten. Aber ausgerechnet im Kriegsdienst sollen Frauen den Männern körperlich gewachsen sein. Hinsichtlich der „soziologischen Aspekte“ kommt die Studie zu dem Ergebnis, daß Frauen der Armee schaden, indem sie die Leistungsstandards absenken und den kameradschaftlichen Zusammenhalt schwächen. Dieser Umstand ergebe sich nicht nur aus sexuellen Belästigungen, seien sie echt oder behauptet, sondern auch aus Beziehungen mit gegenseitigem Einvernehmen.

Eigentlich müßten solche Erkenntnisse ein Allgemeinplatz sein, folgen sie doch dem gesunden Menschenverstand. Und „eigentlich“ sind sie es auch, selbst bei der Bundeswehr. Nicht ohne Grund werden männliche und weibliche Soldaten in unterschiedlichen Stuben untergebracht, duschen nach Geschlechtern getrennt und haben sich an einen dienstlichen Erlaß über den „Umgang mit Sexualität in der Bundeswehr“ zu halten.

Zudem müssen Frauen deutlich niedrigere Standards erfüllen, um ihre Fitneß in jährlichen Sportprüfungen nachzuweisen. Sie haben zum Beispiel mehr als 18 Minuten Zeit, um eine Strecke von 3.000 Metern zu absolvieren, während Männer denselben Weg in 13 Minuten zurücklegen müssen. Ungeachtet der Tatsache, daß die Einsatzbedingungen auf Männer und Frauen im gleichen Ausmaß wirken, gelten ähnlich krasse Unterschiede für weitere Bereiche der körperlichen Leistungsfähigkeit. Hinter vorgehaltener Hand wird dieser Umstand auch in den deutschen Streitkräften thematisiert. Vermutlich verhindern Bequemlichkeit oder Gründe des Laufbahnrechts, daß öffentlich wahrnehmbare Stellen der Bundeswehr sich ehrlich zu diesen offensichtlichen Unzweckmäßigkeiten äußern. Denn es ist aufwendig, Argumente zum Thema zu sammeln, die über den Allgemeinplatz und den gesunden Menschenverstand hinausgehen.

Hier liegt die wesentliche Leistung dieser Studie. Aufgrund ihrer Akribie und hohen Belegdichte ist dem Ergebnis der Untersuchung schwer zu widersprechen: Frauen sind nicht für den Militärdienst geeignet. Die Autoren sehen nur eine „einzige Alternative zu dieser Fehlentwicklung“, nämlich „daß persönliche Fähigkeit und Verdienst wieder die ausschließlichen Qualifikationskriterien werden“. Diese Position gegen politischen Druck durchsetzen zu können, hält das Institut jedoch für unwahrscheinlich. Vermutlich werden sie auch hierin solange recht behalten, bis genügend Soldaten, weiblich und männlich, aufgrund dieser Unzweckmäßigkeit verunglückt oder gefallen sind.

Die Frau als Soldat, Studie 17 der Wissenschaftlichen Reihe, Institut für Staatspolitik. 48 Seiten, geheftet, 5 EUR

 www.staats-politik.de

Foto: Frau Oberleutnant mit Rekruten: Für weibliche Soldaten gelten niedrigere Standards

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