© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  11/11 11. März 2011

Aufgeschnappt
Hymnen für die Töchter
Matthias Bäkermann

Den vergangenen Weltfrauentag hat die österreichische Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) zum Anlaß genommen, die Forderung nach einer geschlechterneutralen Bundeshymne „Land der Berge, Land am Strome“ zu erneuern. „Auch die Töchter sollen ihren Platz finden“, forderte die Sonderpädagogin bei einer Veranstaltung der SPÖ-Frauen auf dem Wiener Heldenplatz – datumsgerecht in „Heldinnenplatz“ umbenannt. Statt „Heimat bist Du großer Söhne“ soll es nach Wunsch Heinisch-Hoseks dann „Heimat großer Töchter, Söhne“ heißen, damit es sich weithin auf die nächste Liedzeile „Volk, begnadet für das Schöne“ reimt. Sie selbst singe diese Töchter-Strophe seit langem, bekannte sie in der Wiener Kronen Zeitung. Für die offizielle Umtextung müßte jetzt nur noch der Ministerrat zustimmen, so die SPÖ-Ministerin. 2005 scheiterte ein Änderungsbegehren der damaligen ÖVP-Frauenministerin Maria Rauch-Kallat noch politisch. Zudem müßte auch die Familie Molden als Urheberrechtsinhaber ihr Placet geben, die hatte gegen solche Absichten bisher noch mit juristischen Schritten gedroht.

Richtig kompliziert würde die geschlechtsneutrale Fassung ohnehin erst in Strophe drei: Denn bei der Textzeile „Einig laß in Brüderchören, Vaterland, Dir Treue schwören“ würden Nachträge von Schwester oder Mutter das Versmaß völlig aus der Fassung bringen.

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