© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  12/11 18. März 2011

Maßlos überzogen
Finanzkrise: Die Deutsche Bundesbank gewährt Euro-Ländern seit 2007 au­ allend hohe Kredite
Bernd-Thomas Ramb

Der Konsum in den am schnellsten alternden Ländern wächst kaum, während sich das Kaufverhalten insgesamt radikal verändert. In Deutschland und Japan unterminiert daher bald eine schrumpfende Konsumentenpopulation die Nachfrage in den Branchen vom Bau bis zum Einzelhandel, die bisher Motoren des Wachstums sind. Das ergibt eine finanzpolitisch destabilisierende Kombination von wirkungslosen Bankkrediten und steil abfallenden Steueraufkommen bei den Firmen.

In Japan sind schon heute zwei Drittel der Firmen nicht profitabel genug, um Einkommensteuer zu entrichten. Doch wenn hinter der Überkapazitätskrise, die Japan gegenwärtig beutelt, demographische Ursachen liegen, bleibt nur ein geringer finanzpolitischer Spielraum. Langsameres Wachstum in solchen Ländern wird zu weniger Möglichkeiten für profitable inländische Investitionen führen. Dementsprechend werden die Kapitalmanager ihre Aufmerksamkeit immer mehr den Entwicklungsländern mit ihren zahlreichen Arbeitskräften und ihrer augenblicklich geringen Produktivität zuwenden. Bei diesem Szenarium, das alle Beteiligten profitieren läßt, würden die Rentiers in reichen Ländern mit ihrem Kapital hohe Gewinne erzielen und gleichzeitig die wirtschaftliche Entwicklung in den ärmeren Regionen beschleunigen.

Japan und Europa werden einen viel größeren Teil der Rentenlast vom Staat abwälzen müssen (auf Privatrenten beispielsweise), um sicherzustellen, daß sie nach wie vor als Kapitalexporteure auftreten können. Die wachsenden Entwicklungsländer ihrerseits werden gezwungen sein, die technischen, bildungspolitischen, finanziellen und juristischen Infrastrukturen zu schaffen, die sie zu sichereren und produktiveren Orten für Investoren machen würden. Schließlich – und gewiß nicht zuletzt – muß allerdings jede Strategie zur Beherrschung der Folgen des globalen Alterungsprozesses geopolitische Stabilität voraussetzen.

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