© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  12/11 18. März 2011

Umwelt
Ökologen gegen E10
Volker Kempf

Die Bundesregierung will am sogenannten Biokraftstoff E10 festhalten. Aber verdient das neue Superbenzin überhaupt das Etikett „Bio“? Der Journalist und engagierte Ökologe Franz Alt ist für E10. Auf seiner Internetseite sonnenseite.com wittert er hinter der E10-Ablehnung eine Verschwörung der Auto- und Ölindustrie. E10 läge nicht in deren Interesse, also hätten deren Lobbygruppen den Sinn von E10 schlecht kommuniziert.

Hier wird behauptet, E10 sei an sich ökologisch und in anderen Ländern erfolgreich eingeführt worden – sogar das E85, also eine 85prozentige Äthanolbeimischung. Dies sei ökologisch, weil der Zusatz von nachwachsenden Rohstoffen stamme und dies einen Beitrag zum Klimaschutz darstelle. Aber in der Mehrheit sind es gerade Umweltschützer, die sich vehement gegen E10 wenden. Nicht von einer ökologischen Bevormundung, sondern von einem Etikettenschwindel mit dem Attribut Bio spricht die Vereinigung „Rettet den Regenwald“. Sie startete unter regenwald.org im Internet eine eigene Protestaktion.

Es entstünden für Äthanol nicht nur Monokulturen in Europa, sondern auch der Regenwald würde großflächig vernichtet. Das schade dem Klima, der Natur und auch den Menschen. Letztere müßten erfahren, daß Zuckerrohr für die Gewinnung von Äthanol wichtiger sei als der Anbau von Lebensmitteln wie Reis oder Bohnen für die Bevölkerung. Teilweise müßten auch Naturvölker den neuen Anbauflächen weichen. An diesem Desaster habe die deutsche Nachhaltigkeitsverordnung nichts geändert. Die Autofahrer, die einen Bogen um E10 machen, handeln damit vergleichsweise ökologisch.

In einem Punkt ist Franz Alt aber zuzustimmen: Autos könnten längst sparsamer sein, als es die tonnenschweren Geschosse sind. Zehn Prozent weniger Verbrauch wäre so viel, wie der Verzicht auf das fragwürdige E10 ausmacht. Neue Ziele braucht das Land.

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