© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  12/11 18. März 2011

Aufgeschnappt
Kalamitäten in Rosa und Lila
Matthias Bäkermann

Um die „gesellschaftliche Akzepranz gegenüber den Lesben“ zu stärken, hatte sich die im Münchner Stadtrat sitzende „Rosa Liste“ etwas gaaanz Verrücktes ausgedacht. Damit die Medien über den „Christopher Street Day“ nicht mehr als „Schwulenparade“ schreiben, wollte man 2011 „mit der Umbenennung in ‘Christina Street Day’ Irritation, Aufmerksamkeit und Diskussion schaffen“, so CSD-Sprecher und Stadtrat Thomas Niederbühl noch Ende Februar. Daß die Irritation aber ausgerechnet die eigene Zielgruppe erfaßte, überraschte dann schon. Ein Sturm von Protesten und der Vorwurf der Geschichtsklitterung (der Konflikt zwischen Schwulen und der New Yorker Polizei fand 1969 in dieser Straße statt) führte jetzt dazu, daß man die Pläne rasch wieder beerdigte. „Wir haben unterschätzt, wie identitätsstiftend die Bezeichnung Christopher Street Day ist“, räumte Niederbühl vergangenen Freitag ein. Man wolle keine „Grabenkämpfe führen und die Szene entzweien“.

Dafür scheint es wohl zu spät, liest man die empörten Beiträge in einschlägigen Internetforen. Der Protest gegen die „Effeminierung“ sei „wieder mal eine gute Gelegenheit für viele schwule Männer, ihrem Antifeminismus freien Lauf zu lassen“. Geschichtsklitterung werde außerdem nur vorgeschützt, weil hier „die männliche Hegemonie in der Community angegriffen werde“, zürnt eine andere fuchtige Lesbe.

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