© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  13/11 25. März 2011

Verunsicherte Rückversicherer
Milliardenschäden
von Jens Jessen

Auf die weltgrößten Rückversicherer prasselte 2011 ein Trommelfeuer nieder. Die Überschwemmungen in Australien und das Erdbeben in Neuseeland trafen sie unvorbereitet. Die erwarteten Überschüsse für das Jahr 2011 mußten revidiert werden. Der weltgrößte Rückversicherer Munich Re (früher Münchener Rück) wurde am stärksten belastet. Der Konzern rechnet mit Aufwendungen von 1,1 Milliarden Euro.

Der Doppelschlag von Japan aus Erdbeben und Tsunami hinterließ eine Schneise der Zerstörung. Damit nicht genug. Es folgte die Atomkatastrophe von Fukushima. Das Winden und Drehen um die Bekanntgabe schlechter Nachrichten von staatlichen Ämtern und Unternehmensbürokratien in Japan verursachte zunehmende Verunsicherung.

Es dauerte drei Tage und die in weiten Teilen eher Ruinen als einem Kraftwerk ähnelnde Anlage erhärtete die Vermutung eines ökonomischen „größten atomaren Unfalls“ mit bisher nicht zu beziffernden Kosten. Die Credit Suisse befürchtet einen volkswirtschaftlichen Schaden von 132 Milliarden Euro, der sich aus der Beseitigung der Zerstörungen von Straßen, Fabriken, Gebäuden, Städten, Dörfern und Produktionsausfällen ergibt. Auch die Munich Re kapituliert vor den Kosten der Kernschmelze. Wegen der Addition der Risiken sei eine weitergehende Absicherung bei Atomunfällen nicht zu verantworten, erklärte der Vorstandsvorsitzende Nikolaus von Bomhard ohne Umschweife.

Es gibt jedoch zwei Lichtblicke: Die Haftung der Versicherung von Nuklearanlagen schließt in Japan Schäden durch Erdbeben, Tsunamis und durch Erdbeben ausgelöste Brände nach Auskunft der Swiss Re aus, weil die Schäden kaum zu kalkulieren sind. Die Belastung der Versicherungen ist deshalb gering. Auch die Erdbeben betreffen die Erstversicherer Allianz und Schweizer Zurich kaum, da drei japanische Konzerne die Schadens- und Unfallversicherung zu 90 Prozent beherrschen.

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