© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  14/11 01. April 2011

Niederlagen der FDP
Angst schweißt zusammen
von Detlef Kühn

Unerwartet hat der Schicksalsschlag vom letzten Wahlsonntag die FDP nach den Erfahrungen in Sachsen-Anhalt nicht getroffen. Aber irgendwie hatten Führung und Mitglieder noch bis kurz vor 18 Uhr gehofft, das Wunder von Hamburg könnte sich wiederholen. Tat es aber nicht. In ihrem Stammland Baden-Württemberg sind die Liberalen abgewählt worden, in Rheinland-Pfalz flogen sie gar aus dem Landtag. So ist abzusehen, daß sich in der Führung Mutlosigkeit mit Verzweiflung abwechseln und bei Mitgliedern und Anhängern die Resignation weiter ausbreiten wird.

Es ist auch nicht leicht, der Partei jetzt gute, das heißt schnell wirkende Ratschläge zu erteilen. In früheren Zeiten hätte die FDP ihren Vorsitzenden schon nach dem Debakel von Nordrhein-Westfalen 2010 zum Teufel gejagt. Aber jetzt weiß jeder, daß nach Westerwelle unter den gegenwärtigen personellen Bedingungen kein Besserer (auch keine Bessere) kommen kann. Die Fehler der letzten Jahre sind von allen mitgetragen worden. Dennoch ist es zu früh, das Totenglöckchen zu läuten. Solange Frau Merkel es will, wird die größte liberale Bundestagsfraktion aller Zeiten ihr die Gefolgschaft nicht versagen, auch nicht bei ihren Bemühungen, den Euro – koste es, was es wolle – zu retten. Auf die Selbstheilungskräfte der FDP ist kein Verlaß. Aber vielleicht vernichtet der nächste Tsunami ja nur die Grünen.

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