© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  14/11 01. April 2011

Frisch gepresst

Schlafendes Deutschland. Der Wirtschaftsjournalist Günter Ederer verfaßt mit beinahe beängstigender Schlagzahl Bestseller. Sein jüngstes Werk, so der Tenor während der Buchvorstellung Mitte März, beinhalte neben Sarrazins Kernbotschaft zur Demographie gleich noch ein Dutzend weiterer Problemfelder. Entsprechend ernüchternd oder doch sarkastisch lautet der Titel: „Träum weiter, Deutschland! Politisch korrekt gegen die Wand“. Ederer entlarvt die deutsche Neigung, sich bei Themen wie Bevölkerungsrückgang, Staatsverschuldung, Klimawandel oder Bildung von Wunschdenken und Ideologien leiten zu lassen – und er erklärt, warum wir mit dieser Haltung Deutschland an die Wand fahren. Das letzte Kapitel „Der Abschied der Deutschen – ein Nachruf“ klingt zwar wie eine Neuauflage Sarrazins, wurde aber bereits zuvor fertiggestellt. Auf die allzu mißverständliche Schlußfolgerung des Buchtitels („Deutschland, erwache!“) verzichtet Ederer Gott sei Dank. Wir wissen ja nicht erst von der Kanzlerin, daß so etwas in der Regel „nicht hilfreich“ sei. (cd)

Günter Ederer: „Träum weiter, Deutschland!“ Politisch korrekt gegen die Wand. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2011, gebunden, 304 Seiten, 19,95 Euro

 

Revolution in Baden. Um nicht wieder „politische Werturteile“ zu evozieren, nennt der Heidelberger Historiker Frank Engehausen sein Büchlein nicht „Die Badische Revolution“, sondern „Kurze Geschichte der Revolution 1848/49 in Baden“. Das ist keine semantische Haarspalterei. Möchte Engehausen sich damit doch distanzieren vom „Regionalpatriotismus“, den die hergebrachte Formel transportiere. Sie berge den ganzen Stoff, aus dem Geschichtslegenden fabriziert würden. Die badischen Revolutionäre stünden hier gegen die „Kompromißler“ der Paulskirche, die vom Militär überwältigten Kämpfer gegen die Frankfurter „Kapitulanten“, die ihr Parlament freiwillig auflösten. Da Engehausen sich nicht für talentiert hält, um „Heldengesänge“ anzustimmen, erzählt er die kurze Geschichte der südwestdeutschen Demokratie unter starker Berücksichtigung ihrer nationalen Zusammenhänge. Diese nüchtern-unheroische Darstellung mündet konsequent in eine kritische Sichtung der erinnerungspolitischen Funktionalisierung der Revolution in den letzten 150 Jahren. (wm)

Frank Engehausen: Kleine Geschichte der Revolution in Baden 1848/49, DRW-Verlag Weinbrenner, Leinfelden-Echterdingen 2010, gebunden, 216 Seiten, Abbildungen, 19,90 Euro

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